Sanierungsgebiet Hauptbahnhof Neuss Gute Ideen kosten Geld

Neuss · Der Maßnahmenplan für das Sanierungsgebiet Bahnhof  liegt vor. Wer bezahlt?

 Das Kesselhaus der alten Schraubenfabrik soll eine Funktion bekommen, vielleicht als Quartierstreff. Die Nachnutzung steht auf der To-do-Liste.

Das Kesselhaus der alten Schraubenfabrik soll eine Funktion bekommen, vielleicht als Quartierstreff. Die Nachnutzung steht auf der To-do-Liste.

Foto: Christoph Kleinau

Das Werkstattverfahren zur Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes ist abgeschlossen. Aus 432 Anregungen und Vorschlägen, die in einem Verfahren mit einer noch nie dagewesenen Bürgerbeteiligung entwickelt wurden, wurde ein 140-seitiges Handlungskonzept mit 47 Einzelmaßnahmen. Was wie ein Endpunkt klingt, ist immer noch „nur“ eine Zwischenstation. Und Planungsdezernent Christoph Hölters muss weiter um Geduld bitten. „Bis etwa der Theodor-Heuss-Platz am Bahnhof umgebaut sind, sind wir sicher fünf Jahre weiter.“ Aber die Richtung stimmt.

2017 machten sich Verwaltung, Politik und Bürger auf den Weg, rund um den Bahnhof ein Sanierungsgebiet von 67 Hektar Fläche zu definieren – plus 30 Hektar Bahn-Areal. Mittendrin: die Schraubenfabrik. Ihre Schließung gab nur den letzten Anstoß, ein „Integriertes Stadt-Entwicklungs-Konzept“ (ISEK) zu erarbeiten, doch war dringlicher Handlungsbedarf auch  davor schon erkannt, sagt Hölters und zählt auf: Theodor-Heuss-Platz, Übergang vom Bahnhof zur Innenstadt, die dunkle Unterführung an der Salzstraße, die unbefriedigende Platzsituation zwischen Rheinland-Versicherung und RWE/Westnetz an der Collingstraße und, und und. Mit der Fabrikschließung kamen weitere Aufgaben hinzu – aber auch Chancen. Die lassen Hölters inzwischen von einer grünen südlichen Furth träumen – mit Grünachsen entlang der Bahn oder des Weissenberger Weges.

 Der Zwischenraum zwischen den Unterführungen an der Salzstraße wäre für Planungsdezernent Christoph Hölters ein guter Standort für ein Waren-Verteilzentrum, die Passage geeignet für Licht- oder Klangkunst.

Der Zwischenraum zwischen den Unterführungen an der Salzstraße wäre für Planungsdezernent Christoph Hölters ein guter Standort für ein Waren-Verteilzentrum, die Passage geeignet für Licht- oder Klangkunst.

Foto: Christoph Kleinau

Ein „dickes Brett“, das man da zu bearbeiten begonnen hat, doch allmählich kristallisieren sich aus der Ideensammlung Projekte heraus. Deshalb ist jetzt öfter von Machbarkeitsstudien die Rede. Zum Beispiel zur Verlegung der Straßen- und Bushaltestellen am Heuss-Platz. „Die Diskussion wird kontrovers“, weiß Hölters, der deshalb nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen will. Also wird erst geklärt, wie der Heuss-Platz ein „Platz für alle“ wird, den auch Radfahrer und Fußgänger nicht nur an den Rändern bevölkern dürfen. Auf dieser Grundentscheidung baut dann ein städtebaulich/freiraumplanerischer Wettbewerb auf, der dann auch eine Aussage zu den Haltestellen treffen kann. Klingt kompliziert? Ist es auch.

Zuallererst aber wird jetzt das Land einzubinden sein. Denn ISEK wurde auch gemacht, um an Fördergelder zu kommen. Das ist wichtig um Dinge tun zu können, die sich eine Stadt so nicht leisten kann und die man einem Investor wie dem Projektentwickler Bema, dem das Gelände der Schraubenfabrik gehört, nicht aufbürden kann. Beispiel: Kesselhaus der Schraubenfabrik. Rein wirtschaftlich machen Erhalt und Nachnutzung für den Investor vielleicht wenig Sinn, doch mit Fördergeld wäre da etwas möglich und aus städtebaulicher Sicht für Hölters wünschenswert. Das Kesselhaus – ein Punkt auf der Liste der 47 Maßnahmen.

 Der verkehrsreiche Theodor-Heuss-Platz soll neu geordnet werden.

Der verkehrsreiche Theodor-Heuss-Platz soll neu geordnet werden.

Foto: Christoph Kleinau

Wenn nach einem Ortstermin mit den Fördergeld-Verantwortlichen im späten Frühjahr aus dem Konzept ein Maßnahmenplan samt grobem Kostenrahmen gemacht wird, wird auch über Prioritäten zu sprechen sein. Zu den Ideen, denen Hölters Vorrang geben möchte, zählt ein „Micro-Hub“ genanntes Verteilerzentrum für Waren, das die Stadt vom Lieferverkehr der vielen Paketdienste entlasten soll. Das soll an der Mobilitätsdrehscheibe Bahnhof entstehen, hat die Politik schon festgelegt, den Standort aber offen gelassen. Hölters favorisiert die Fläche zwischen den beiden dunklen Bahnunterführungen der Salzstraße.

Mit dem Platz an der Collingstraße (zwischen Möbelhaus Knuffmann und Post, RWE und Rheinland-Versicherung) zählt er auch diese Unterführung zu den – trotz zentralster Lage – vergessenen Räumen. Die Unterführung wäre für ihn zudem ein Ort, wo Lichtkunst- oder Klanginstallationen Eindruck machen könnten. Das Werkstattverfahren mag beendet sein – die Lust auf neue Ideen ist geblieben.

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