Neuss "Maßhalten beim Stadtwerke-Gewinn"

Neuss · Heinz Runde, der Chef der Stadtwerke Neuss (swn), spricht über die Preisentwicklung für Strom, Gas und Wasser im kommenden Jahr, über Kundenbindung in einem umkämpften Markt und darüber, wie er die Rathaus-Vorgaben zur Gewinnausschüttung abwehren will.

 "Wird sind gerade beim Verschenken", sagt Rolf Rühmkorf. Seine Mitarbeiterin Monika Rausch gibt jedes Stück mit 40 Prozent Preisnachlass ab.

"Wird sind gerade beim Verschenken", sagt Rolf Rühmkorf. Seine Mitarbeiterin Monika Rausch gibt jedes Stück mit 40 Prozent Preisnachlass ab.

Foto: L. Berns

Herr Runde, auf welchen Preistrend bei Strom, Gas und Wasser müssen sich die Neusser Verbraucher im kommenden Jahr 2011 einstellen?

Heinz Runde Die Preise für Gas und Wasser bleiben stabil. Beim Strom steigt zum 1. Januar 2011 die Umlage für Erneuerbare Energien (EEG-Umlage). Uns ist es allerdings dank unserer erfolgreichen Beschaffungsstrategie gelungen, die Auswirkungen für die swn-Kunden in einem verträglichen Rahmen zu halten. So konnten wir ein Drittel der Kostensteigerung für die Kunden abfangen. Ein durchschnittlicher Haushaltskunde muss bei uns im kommenden Jahr etwa 4 Euro mehr monatlich für seinen Stromverbrauch bezahlen. Weitere Preissteigerungen in 2011 erwarten wir derzeit nicht.

Auf den liberalisierten Energiemärkten ist ein harter Wettbewerb entstanden. Wie bereit ist denn der Kunde, seinen Lieferanten zu wechseln?

Runde Keine Frage, der Wettbewerb wird immer größer, auch in Neuss. Wenn man von 100 Prozent kommt, ist es klar, dass man im Wettbewerb Kunden verliert. Gerade im Bereich der Privat- und Gewerbekunden ist die Kundenbindung zu den Stadtwerken Neuss (swn) groß und die Wechselbereitschaft eher gering. Die Kunden vertrauen ihren swn und honorieren auch, dass wir uns als Unternehmen in beachtlichem Maße in Neuss engagieren und durch unsere Tätigkeit auch einen beachtlichen Mehrwert für Neuss und damit für unsere Kunden schaffen. Im Bereich der Industriekunden versuchen wir uns mehr noch als früher als Partner auf die Seite der Unternehmen zu stellen. Gemeinsam suchen wir nach optimalen Lösungen in allen Versorgungsfragen.

Der RWE Konzern ist vor einem Jahr als strategischer, 24,9-prozentiger Partner bei den Stadtwerken Neuss — SWN Energie und Wasser — eingestiegen. Was hat sich seither verändert?

Runde Die Übernahme der Neusser RWE-Stromkunden hat die Stadtwerke zu einem Vollversorgungsunternehmen gemacht. Die Partnerschaft mit dem RWE hat für uns den Zugang zum breitgefächerten Beratungstool des RWE geöffnet. Hierdurch kommen wir an zusätzliches Know-How, was man sonst teuer einkaufen müsste. Der Einstieg des RWE ist aus unserer Sicht, ausnahmslos positiv zu bewerten. Auch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien arbeiten wir durch die Beteiligung am Green GECCO-Projekt höchst vertrauensvoll und gut zusammen.

Die Thüga hat Ihren Anteil — ebenfalls bei SWN Energie und Wasser — auf 15 Prozent aufgestockt. Was steckt hinter dieser Beteiligung?

Runde Die neue, in kommunaler Hand befindliche Thüga ist inzwischen der fünftgrößte deutsche Energiekonzern. Ähnlich wie beim RWE gibt es dort ein funktionierendes Netzwerk mit Spezialisten auf allen Gebieten der Energiewirtschaft. Dieses werden wir auch in Zukunft für uns als Stadtwerke Neuss nutzen. Zudem ist die Thüga nicht nur bei uns, sondern wir auch mittelbar an der Thüga beteiligt.

Gute Ergebnisse der städtischen Tochterunternehmen wecken im Rathaus Begehrlichkeiten. Angesichts der leeren Stadtkasse sollen die Stadtwerke ihre Gewinnausschüttung erhöhen. Das Geld fehlt Ihnen in der Rücklage und für Investitionen. Wird am Ende der Verbraucher zur Kasse gebeten?

Runde Wir werden uns dagegen wehren, dass im Vorfeld bereits festgelegt wird, wie viel wer auszuschütten hat. Zudem leisten die Stadtwerke durch die Übernahme der Defizite im Bereich Nahverkehr und bei den Bädern bereits einen gewaltigen jährlichen Beitrag an die Stadt. Erst wenn das Jahresergebnis feststeht, sollte mit Augenmaß überlegt werden, wie hoch die Ausschüttung an die Stadt ausfallen soll und nicht vorher.

Die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch sind eine operative Kooperation mit den Stadtwerken Willich eingegangen. Interkommunale Zusammenarbeit über die Kreisgrenzen hinweg. Wären Ihnen Zusammenschlüsse innerhalb der Kreisgemeinschaft nicht lieber?

Runde Wünschenswert ist dies auf jeden Fall. Allerdings sind diese aufgrund der unterschiedlichen Eigentümerstrukturen bei den Unternehmen zum Teil schwierig oder nicht möglich. Wo Kooperationen möglich sind, werden diese geprüft.

Die Stadtwerke Neuss haben mit der NVV und den Kreiswerken eine neue Betriebsgesellschaft gegründet. Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser neuen Gesellschaft?

Runde Die Trinkwasserverbund Niederrhein GmbH soll prüfen, inwiefern es möglich ist, dass die drei Versorgungsunternehmen ihre Kräfte bündeln, um Synergien bei der Trinkwasserversorgung für die Gesellschaften und ihre Kunden zu gewinnen. Vorteile, auch im Sinne einer Preisstabilität, erwarten wir bei der gemeinsamen Gewinnung, Aufbereitung und beim Transport des Trinkwassers.

Sind weitere Kooperationen für die Stadtwerke interessant? Sprechen Sie über weitere Themen mit den Kreiswerken? Wie weit sind die Gespräche mit Kaarst gediehen?

Runde Kontakte zu den und Gespräche mit den Kreiswerken gibt es regelmäßig und auf verschiedenen Ebenen. Die Verbindung zu der Stadt Kaarst ist alleine schon durch den öffentlichen Personennahverkehr sehr eng. Sollten dort weitere Konzessionen ausgeschrieben werden, werden wir uns das genau anschauen.

Ludger Baten führte das Gespräch.

(dhk)
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