Neuss Markt spaltet Reuschenberg

Neuss · Auf dem Kirmesplatz ist ein Lebensmittelmarkt geplant. Verbraucher, Einzelhändler, Anwohner, Schützen und Politiker streiten über Notwendigkeit, Größenordnung und Standort. Der Runde Tisch muss wiederholt werden.

 Auch Udo Leist protestiert gegen den geplanten Supermarkt in Reuschenberg.

Auch Udo Leist protestiert gegen den geplanten Supermarkt in Reuschenberg.

Foto: woi

Der Streit nimmt kein Ende. Die Pläne, auf dem Reuschenberger Kirmesplatz einen Supermarkt zu errichten, drohen den Ort im Süden der Stadt zu spalten. "Das muss nicht sein", sagt Willi Traut (71). Der erfahrene CDU-Kommunalpolitiker, der vor zwölf Jahren mit dem "Reuschenberger Stammtisch" eine meinungsbildende Institution ins Leben rief, stellt im Grundsatz Konsens fest: "Reuschenberg benötigt einen Verbrauchermarkt, um die Nahversorgung zu gewährleisten und Kaufkraft zu binden." Umstritten sei allerdings die Größe des Marktes und der Standort: "Das sollten wir bereden, wenn alle Beteiligten am Tisch sitzen." Daher begrüßt es Traut, wenn demnächst erneut zum Runden Tisch geladen wird. Dann reden auch die Ratsfraktionen bei der Zusammensetzung der Gästeliste mit. Das findet Traut gut: "Es geht nicht an, wenn nur handverlesene Reuschenberger mit dem Bürgermeister zusammensitzen."

Genau das werfen die im Rat vertretenen Parteien dem Rathaus-Chef vor. Die Grünen sprachen im Wirtschaftsausschuss von einem "Klüngelclub", der im Februar als Runder Tisch zusammentrat. Die Einladungen seien "einseitig" ausgesprochen worden. Heinrich Köppen, Reuschenberger Bürger und Chef der FDP-Ratsfraktion, wirft Bürgermeister Herbert Napp vor, er habe die Einladung zum Runden Tisch dem Geschäftsführer des Bürger-Schützen-Vereins überlassen: "Reuschenberger Anwohner und Konsumenten waren völlig unterrepräsentiert." So sei Misstrauen geweckt worden, die Entscheidung solle "in eine bestimmte Richtung gelenkt werden".

Nach dem Runden Tisch im Februar hatten Bürgermeister Herbert Napp und der Geschäftsführer des Bürger-Schützen-Vereins, Hans Conrads, den Eindruck erweckt, eine einvernehmliche Lösung sei zum Greifen nahe: ein 800 Quadratmeter großer Discounter, der auf dem Eckgrundstück des Kirmesplatzes errichtet werden soll, dort wo sich Nachtigallen- und Finkenstraße kreuzen. Damals hatte Napp von einem "Durchbruch" gesprochen. Eine Fehleinschätzung, denn der städtische Ausschuss für Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten folgte der Empfehlung nicht und beschloss stattdessen einstimmig, dass es einen neuen Runden Tisch geben muss.

Der Bürgermeister ist sich "keiner Schuld bewusst" und fürchtet um die "gute Stadtentwicklung". Schützen-Geschäftsführer Hans Conrads (61) plädiert für einen Discounter an der Finkenstraße, um den Einzelhandel in der Ladenzeile zu erhalten und Willi Traut favorisiert den Standort am Haus Reuschenberg. Lösung? Fehlanzeige!

(NGZ)
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