Neuss Makabre Situationen auf dem Friedhof sorgen für viel Komik

Neuss · Eine Taschenlampe durchdringt den dichten Nebel auf dem Friedhof. Blaues Licht durchzuckt die Szene, ein Martinshorn unterbricht die Stille jäh. In grauen Pullover stolpern nach und nach Tatjana, Lisa und Nora auf die Bühne. Sie sind aus dem Gefängnis ausgebrochen und mit ihrem Wärter Johann geflohen. Den Friedhof haben sie als gutes Versteck auserkoren. Dort wird die Polizei nicht suchen - so die Hoffnung. Dafür spukt es an diesem Ort. Ein Ripper, eine Hexe und eine Vampirin gesellen sich zu den Ausbrechern, zwingen sie zur Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens, der Philosophie und des Theaters.

 Susanna Weber hat "R.I.P" von Raoul Biltgen an der Alten Post inszeniert und setzt auf ein schlichtes, modernes Äußeres.

Susanna Weber hat "R.I.P" von Raoul Biltgen an der Alten Post inszeniert und setzt auf ein schlichtes, modernes Äußeres.

Foto: Claudia Ehrentraut

Liebe, Tod und Verbrechen - darum dreht sich das Theaterstück "R.I.P" mit dem Untertitel "Makaberes Theater" unter der Leitung von Susanne Weber in der Alten Post. Dabei hat "R.I.P" Züge eines Musicals. Zumindest sorgt die Musik von Raoul Biltgen für Schwung und Abwechslung. Für die acht Songs sorgt die Live-Band JBM unter Leitung von Wolfgang Weber. Das mit einigen Stelen, Grablichtern und Blättern versehene Bühnenbild wurde von Claudia Ehrentraut gestaltet. Es besticht durch treffende Schlichtheit. Da wurde nicht auf eine tausend Mal dagewesene Dracula-Szenerie, sondern auf eine moderne Kulisse gesetzt.

Vor allem Lily Frank spielt die selbstbewusste Tatjana mitreißend und überzeugend. Sie trifft den richtigen Ton. Sie überzieht nicht, bleibt aber trotzdem jederzeit leidenschaftlich. Der von Iven Fetscher verkörperte Johann überrascht mit seinem Wechsel vom willenlosen Naivling zum selbstbewussten Erwachsenen, was mit einem Rap vollzogen wird. Nicht nur da zeigt sich, wie "R.I.P." aus makaberen oder verrückten Situationen Komik zieht.

Gesanglich sind vor allem Uwe Brandt und Nina Offer herausragende Akteure des Ensembles. Überraschend ist die Altersspanne: Das jüngste Mitglied ist 13, das älteste 54 Jahre, passenderweise sind die Lebenden jung und die Geister etwas älter besetzt. Da wird munter gelacht, dramatisch gestorben und ehrlich gehofft. Wer die Nacht nicht überlebt, wird nicht verraten. Doch die Geister machen den Lebenden Hoffnung, wenn sie singen: "Tot sein ist geil."

Info Neustraße 28, heute, morgen 27.., 28. Mai. und 3. Juni, jeweils 20 Uhr

(jahu)
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