Neuss Maier-Bode reist durch Deutschland

Neuss · Der Kabarettist hat zwei seiner Soloprogramme in einem Buch zusammengefügt.

Neuss: Maier-Bode reist durch Deutschland
Foto: CHRISTIAN ROLFES

Martin Maier-Bode hat es nicht leicht. Er ist Künstler. Kabarettist, um genau zu sein. Und wie reagieren die Menschen, wenn sie hören, welchen Beruf er hat? "Nicht nur mit Freude und Begeisterung", meint er, "je nachdem, wer da vor einem sitzt, hat diese Berufsbezeichnung den Seriositätsgrad eines vorbestraften Gebrauchtwagenhändlers." Nun, geben wir dem Kind doch einen anderen Namen: Er ist Autor. Schreibt seine Bühnenprogramme schließlich selbst. Und neuerdings ist er sogar ein richtiger Autor. Einer, der ein Buch vorweisen kann: "Voll krass deutsch - Ein Integrationskurs für Inländer" heißt es.

Natürlich hat der Kabarettist, der mittlerweile festes Ensemble-Mitglied des Kom(m)ödchen ist, das Buch nicht geschrieben und veröffentlicht, weil er er endlich etwas anderes als ein "so fürchterlich undefinierbarer Kabarettist" sein wollte. Nein, er hat es geschrieben, weil er gefragt worden ist. Von einem richtigen Verlag (Eulenspiegel in Berlin), der eigentlich Maier-Bodes, für das Berliner Kabarett "Distel" geschriebene Stücke veröffentlichen wollte, aber dann doch feststellte: So viele Dialoge - das ist schwierig.

Die Autorenqualität Maier-Bodes aber war erkannt, und so fragte der Eulenspiegelverlag nach anderen Texten. Maier-Bode brachte seine Soli ins Spiel - wie sein erfolgreiches Bühnenprogramm "Voll krass deutsch" und auch "Schnitzeltaxi". Und beide zusammen sind nun Buch geworden. Auf knapp 130 Seiten und eingeläutet von einer sehr launigen Betrachtung des eigenen Berufs (siehe oben).

Er selbst hatte schon früher die Idee, seine Bühnentexte aufzuschreiben, um sie zu veröffentlichen, aber wollte das nie ohne Rückendeckung eines Verlages machen. Nachdem "Voll krass deutsch" nun aber am Schluss eines jeden Auftritts auch gekauft wird, fühlt er sich zumindest bestätigt in der Annahme, dass "die Menschen nachlesen wollen, was sie gehört haben".

Als Bühnenprogramme sind "Voll krass deutsch" und "Schnitzeltaxi" sind längst abgespielt. Und sie sind in einer Zeit entstanden, in der die Deutschen nach dem Sommermärchen ein eher positives Bild von sich zeigten. Nun, in Zeiten von Pegida bekommen seine spitzfindigen Bemerkungen zum Deutschsein plötzlich wieder eine Bedeutung - wenn auch eine ganz andere. "Das ist schon sehr spannend", sagt der Kabarettist nachdenklich, "wenn sich plötzlich das Vorzeichen ändert."

Seine vier Jahre alten Texte hat er für das Buch natürlich überarbeitet. Und das hat viel länger gedauert, als er dachte. "Ich glaubte allen Ernstes, dass die einfachste Lösung, die Texte aneinanderzuhängen und Namen zu aktualisieren, in zehn Tagen zu machen wäre", erzählt er schmunzelnd. Gut sechs Wochen hat es letztlich gebraucht, alles zu überdenken und neu zu fassen. Denn: "Was auf der Bühne klappt, geht in einem Buch noch lange nicht."

Wenn er aus seinem Buch liest, sucht er die Passagen nach lokalen Gesichtspunkten aus. In Berlin und Umgebung kommen eben die Beschreibungen über die Hauptstadt gut, in Düsseldorf und Neuss die aus dem Rheinland. Für die Tour durch deutsche Befindlichkeiten hat Maier-Bode nämlich die Idee einer Reise durch deutsche Städte zugrunde gelegt. "In jeder beschriebenen bin ich auf meinen Bühnentouren schon gewesen", betont er. Nur im Harz nicht. Dessen Kommunen haben offensichtlich kein gutes Kabarett-Klima, meint er. Und so ist er extra für das Buch hingefahren. Zum Brocken, konnte danach das Kapitel auf Seite 55 mit Fug und Recht als "Der Harz oder Wo Deutschlands Mitte liegt" übertiteln. Helga Bittner

(NGZ)
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