Neuss Mahnung für den Frieden

Neuss · In Gedichten, Reden und Musik gedachten Neusser am Volkstrauertag den Opfern von Gewalt und Krieg. Haupttredner Dechant Hans-Günther Korr lobte Europa für "fast 70 Jahre Frieden".

 Die Trauergemeinde zieht am gestrigen Volkstrauertag gemeinsam zum Ehrenfriedhof an der Rheydter Straße. Mit dabei sind Vertreter von Bundeswehr und Fahnenabordnungen der Schützen.

Die Trauergemeinde zieht am gestrigen Volkstrauertag gemeinsam zum Ehrenfriedhof an der Rheydter Straße. Mit dabei sind Vertreter von Bundeswehr und Fahnenabordnungen der Schützen.

Es ist ein kurzes, intensives Innehalten und ein Treffen der Generationen zum Gedenken an Opfer von Gewalt und Krieg. Aufrechte und sortierte Fahnenabordnungen mit Schützen, die Jugendfeuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz sowie Funktionsträger aus Kirche und Politik reihen sich am gestrigen Volkstrauertag ein. Der Bläserkreis der Neusser Musikschule spielt Choräle in die Stille. Passend dazu hat sich die Schauspielerin Maria Sindermann-Schünemann das Gedicht "Vergesst nur nicht" von Peter David Blumenthal-Weiss ausgesucht, das 1944 im Konzentrationslager Auschwitz geschrieben wurde.

Denn genau das sei die Mahnung des Volkstrauertages, sagt sie: Die Gräuel der Weltkriege und die Judenverfolgung nicht zu vergessen. "Vergesst nur nicht, wenn wir auch nimmer wiederkehren", heißt es in dem Gedicht. "Wenn, wo wir sterben, einst kein Holzkreuz steht, Und wenn von all dem Leid, das wir getragen. Kein Laut noch und kein Stöhnen aus den Gruben weht."

Einigen älteren Teilnehmern der Gedenkstunde steigen da die Tränen auf. Nach all den Jahren ruft die Erinnerung noch immer Emotionen hervor. Seit nunmehr 29 Jahren wirkt Sindermann-Schünemann, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat, nun schon bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Hauptfriedhof mit. Sie will mit ihrem Gedicht zeigen, was Betroffene von Krieg und Gewalt vor rund 70 Jahren durchmachen mussten. Es ist ihr Einsatz für den Frieden.

Daran schließt sich auch Dechant Hans-Günther Korr in seiner Rede an. "Fast 70 Jahre herrscht nun schon Frieden in Europa", sagt Korr und ist voll des Lobes für die damaligen Regierungen: "Die Staatsmänner der ersten Stunde wurden damit zum Vorbild." Dem konnte sich der stellvertretende Bürgermeister Thomas Nickel (CDU) nur anschließen. Nickel vertrat Bürgermeister Herbert Napp, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Neusser Volksbundes Kriegsgräberfürsorge eigentlich auf der Einladung vorgesehen war. "Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen", sagte Nickel und mahnte: "Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der Welt."

An Nickels Rede schließt sich traditionell das Trauerlied "Ich hatt' einen Kameraden" an. Anschließend legten die Verantwortlichen ihre Kränze am Ehrenfriedhof nieder und ziehen noch Gedenktafel für die polnischen und russischen Opfer weiter. "Es ist gute Tradition auch diesen Opfern zu gedenken", sagt Nickel.

(NGZ)
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