Neuss Magische Bewegung auf der Bühne

Neuss · Neuss Es ist erstaunlich, wie frisch, spannend und nicht verwischt heute ein früheres Werk aus den 1980ern - einer Blütezeit des europäischen Tanztheaters - aussieht.

Neuss Es ist erstaunlich, wie frisch, spannend und nicht verwischt heute ein früheres Werk aus den 1980ern - einer Blütezeit des europäischen Tanztheaters - aussieht.

Die Miniatur "Jardi Tancat", die den eindrucksvollen Tanzabend der Compania Nacional de Danza 2 bei den Internationalen Tanzwochen in der Stadthalle eröffnete, wurde ursprünglich 1983 von ihrem Leiter Nacho Duato für Nederlands Dans Theater 2 kreiert - und bekam ein neues Bühnenleben mit den jungen Tänzern aus Madrid.

Drei Tanzpaare vollführen erst in der Stille fast magische Bewegungen auf der Bühne. Die Tanzbewegungen entstehen aus dem natürlichen Lebenskreis. Und wenn plötzlich die tiefe Stimme von Maria del Mar Bonet erklingt, die ein katalanisches Volkslied singt, färbt sich der Tanz in spanisches Kolorit ein.

Die von Emotionen überfüllte Frauenstimme ahmt manchmal den kläglichen Vogelschrei nach, parallel fangen die Tänzerinnen mit gebogenen Armen wie Flügeln an, ihr Schicksal im Tanz zu beklagen, es zu überwinden und sich für das Leben zu erneuern. Das Stück bewahrt seine Schönheit bis heute und gehört zur Klassik des modernen Tanzes.

Soweit den aus verschiedenen Jahrzehnten kreierten Produktionen zu entnehmen ist, scheint das Ziel der Compania II weniger das Experiment als viel mehr eine Festlegung der schon erprobten und erfolgreichen Choreographien mit jungen Tänzern zu sein. Damit wird eine Art der choreographischen Schule mit dem Repertoire von nationalem modernen Tanz geschaffen.

Die Miniatur "Remansos" entstand 1997 und ist inspiriert von Enrique Granados Klavierwerken. Es sind kaum spanische Züge zu spüren, der Tanz hat mehr abstrakten Charakter - was auch eine sportliche Uniform der Tänzer verstärkt.

Klavierstücke haben eigene Namen: orientalischer Tanz, Menuett oder Walzer, sie unterscheiden sich aber nicht stilistisch, sondern in Stimmungsschattierungen. Ein Bildschirm im Hintergrund der Bühne färbt sich je nach Laune der Musik, die offenbar ein Ausgangpunkt für die Choreographie ist, in blaue, rosa oder gelbe Töne.

Die dritte Choreographie "Gnawa" entstand 2005. Nacho Duato versucht, dem Tanz die rituellen Wurzeln zurückzugeben. Nicht die Melodie, sondern der Rhythmus ist wichtig, und zwar im Einklang von menschlichem Leben mit Natur. Die virtuosen Bewegungen der Darsteller, die scheinbar frei von Gruppen zu individuellem Solo und Paartanz wechseln, tanzen eine Hymne der Natur, dem Leben und der Liebe.

Das Stück bringt Assoziationen zum Sonnenaufgang oder dem Frühling hervor. Der Tanz fängt im Dunkel an, im gedämpften Licht der angezündeten Kerzen. In Finale bildet sich aus den Figuren der Tänzer einer Gestalt eines Schiffes mit aufgehobener Sirene. So ein wenig pathetisch, was zum spanischen Charakter passt, vollenden die jungen Madrider Darsteller den Tanzabend zur Begeisterung des Publikums.

(NGZ)
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