Realschule Holzheim Mädchen entwickeln Computerspiel zur Berufswahl

Neuss · Die Wahl des Ausbildungsberufs ist meist geschlechtsspezifisch: Mädchen wollen Krankenschwester oder Erzieherin werden, Jungs hingegen Elektroniker oder Automechaniker. Servicetechnikerinnen für Windkraftanlagen oder Monteurinnen für Solaranlagen gibt es kaum.

 Cristina Protze (r.) konnte unter anderem Sarah Mausberg, Julia Wassen, Maria Zajac und Melina Zenteg motivieren, an einem Workshop eilzunehmen, an dessen Ende ein Computerspiel stehen soll.

Cristina Protze (r.) konnte unter anderem Sarah Mausberg, Julia Wassen, Maria Zajac und Melina Zenteg motivieren, an einem Workshop eilzunehmen, an dessen Ende ein Computerspiel stehen soll.

Foto: L. Berns

Mit dem Projekt "SERENA" - die Abkürzung steht für "Serious Game Erneuerbare Energien für technische Ausbildungsberufe für Mädchen" - soll sich das ändern. Neben einer Schule in Dresden beteiligt sich die Realschule Holzheim an der Entwicklung eines Computerspiels, das besonders Mädchen die vielfältigen Berufe im Bereich der erneuerbaren Energien näherbringen soll.

30 Schülerinnen der Klassen 7 und 9 nahmen freiwillig an einem Schülerinnen-Workshop teil, den Cristina Protze, Lehrerin für Mathematik, Physik, Technik sowie Studien- und Berufsorientierung, angeboten hatte. Unterstützt wurde sie dabei von Mitarbeitern des Wissenschaftsladens Bonn sowie der TU Dresden. Anschließend konnten sich die Schülerinnen an der Entwicklung des geplanten Computerspiels, beteiligen. Dass das Berufsfeld Erneuerbare Energien stark männerdominiert ist, zeigte sich besonders, als Johanna Timmermann und Vendula Braunova von ihren Jobs erzählten.

Timmermann, die derzeit im fünften Semester an der Hochschule Wilhelmshaven ein duales Studium absolviert und Ingenieurin für Windenergieanlagen werden möchte, berichtete von ihren Außeneinsätzen bei der Firma Enercon, Hersteller für Windkraftanlagen: "Unter 100 Männern ist nur ein Frau." Sie schreckt das nicht, genauso wenig wie das Klettern auf ein Windrad. "Höhenangst sollte man aber nicht haben." Auch Vendula Braunova - eine gebürtige Tschechin, die in Schweden ihr Windkraftstudium abgeschlossen hat, und derzeit als Genehmigungsleiterin für Offshore-Windenergieanlagen arbeitet - stört es nicht, dass sie vor allem mit Männern zusammenarbeitet.

Ihr sind andere Kriterien wichtig: "Ich mache etwas Sinnvolles, habe eine Arbeit, an der ich wachsen kann, und ich lerne ständig etwas Neues." Für die meisten Schülerinnen der Realschule Holzheim war es neu, davon zu erfahren, wie vielfältig Berufe in dieser Branche sein können. Denn Organisation und Beratung gehören ebenso dazu wie das eigentliche Handwerk bei Bau und Wartung von Windkraftanlagen. Ihre neuen Erkenntnisse bringen sie nun in die Entwicklung des Computerspiels ein.

"Die Mädchen beurteilen selbst, was spannend für das Computerspiel wäre", sagt Lehrerin Protze. Bärbel Broer

(NGZ)
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