Neuss Zwischen Schein und Sein in der alten Kunst steht manchmal nur der Restaurator. Denn wenn er ein altes Gemälde in die Finger bekommt, bewegen den Auftraggeber bange Fragen: Behält das Bild die Qualität, die es bislang versprach? Oder entpuppt es sich als gut kopiertes, aber belangloses Werk, das jahrelang zu hoch gehandelt wurde?

Beides scheint die Chefin des Clemens-Sels-Museum, Dr. Uta Husmeier-Schirlitz, schon erlebt zu haben, denn die Erleichterung darüber, dass sich im aktuellen Fall alles zum Besten gewendet hat, ist ihr anzusehen.

Mehr noch: Sie ist sogar ein bisschen stolz, dass das Ölgemälde "Madonna mit Kind", das etwa Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden ist und dem Umkreis des niederländischen Malers Rogier van der Weyden (1399 - 1464) zugeschrieben wurde, so gut ist, dass es einer intensiven Forschung würdig wäre: "Wir wissen jetzt, dass es wirklich aus dem unmittelbaren Umkreis des Malers stammt", sagt sie, "aber wie nah es tatsächlich dran ist, kann nur ein absoluter Spezialist nachweisen."

Eine Erkenntnis, die im Wesentlichen der Restauratorin Dr. Hiltrud Schinzel zu verdanken ist. Denn die 62-Jährige hat über zehn Monate in kleinteiligen und langwierigen Prozessen das Gemälde aus der Clemens-Sels-Sammlung gereinigt und Retuschen in Aquarell ausgeführt.

Und weil diese Arbeit für die Pflege der Kunst-Sammlung zwar wichtig ist, aber nur hinter verschlossenen Werkstatttüren abläuft, hat die Museumschefin die verschiedenen Schritte schriftlich und bildlich dokumentiert und in einem Ordner im Ausstellungsraum des Gemäldes (im ersten Stock) ausgelegt.

Mehr lesen Sie auf der Seite "Kultur in Neuss" der Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 13. Februar.