Neuss Madina wird bald wieder laufen

Neuss · Seit Ende August ist Madina in Neuss und wohnt in der Kinderklinik des Lukaskrankenhaus. Madina kommt aus Tadschikistan. Schwer verletzt wurde sie nach Neuss über das Friedensdorf Oberhausen vermittelt.

 Mit Krücken kommt Madina schon ganz gut voran. Bald soll sie ohne gehen können. Schwester Alice und Oberarzt Dr. Ulrich Rupprath sind recht zuversichtlich.

Mit Krücken kommt Madina schon ganz gut voran. Bald soll sie ohne gehen können. Schwester Alice und Oberarzt Dr. Ulrich Rupprath sind recht zuversichtlich.

Foto: Lothar Berns

Der Adventskalender mit den 24 numerierten Säckchen hängt bereits über ihrem Bett. Gefüllt ist er noch nicht. Madina weiß, dass erst ab dem 1. Dezember darin kleine Überraschungen stecken. Sie kann warten. Geduldig sein, hat die Neunjährige gelernt. Am 22. August kam sie mit einem vereiterten in einem 90-Grad-Winkel stehenden Kniegelenk nach Neuss ins Lukaskrankenhaus. Gehen konnte sie nicht. Zusätzlich stellten die Ärzte bei ihr eine Tuberkulose fest.

Madina wurde über das Friedensdorf Oberhausen nach Neuss vermittelt. Das holt Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zwecks medizinischer Versorgung nach Deutschland. Nach der Rehabilitation werden die Kinder wieder zu ihren Familien in die Heimat gebracht. Das Lukaskrankenhaus arbeitet bereits seit elf Jahren mit dem Friedensdorf zusammen.

"Woher Madinas Verletzungen stammen, wissen wir nicht, doch sie muss sehr starke Schmerzen gehabt haben", sagt Dr. Honke G. Hermichen, Chefarzt der Unfallchirugie — und Operateur der Kinder. Zwei Operationen hat Madina schon hinter sich, eine dritte steht dem für sein Alter recht kleinem Mädchen noch bevor. Doch mit Hilfe ihre knallroten Krücken kann sie sich schon recht flott über den Flur bewegen. Nach drei Monaten versteht sie auch schon Deutsch sehr gut und spricht bereits erste Sätze. Zu ihrer Familie hat Madina zurzeit keinen Kontakt. Die Eltern und zwei Geschwister warten auf ihre Rückkehr nach Tadschikistan.

Zwei bis drei Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten werden pro Jahr im Lukas unentgeltlich behandelt. "Prothesen, spezielle Schuhe, Stöcke oder Geh-Apparate, die die Kinder benötigen, werden von den Herstellern günstig abgegeben", erzählt Hermichen. Weitere Kosten, die anfallen, übernimmt der Lions Club Neuss-Rosengarten.

Unermüdlichen Einsatz zeigt aber auch das Pflegepersonal. Als Madina im Oktober Geburtstag hatte, wurden Waffeln gebacken. Und nun, wo sie — wenn auch mit Krücken — wieder gehen kann, hat der Chefarzt ihr ein neues Paar Schuhe geschenkt. Gummibärchen mag sie besonders, aber auch Pommes frites, Fleisch, Weintrauben sowie gebratene Kürbiskerne. Den Heilig Abend wird sie mit anderen Kindern und den Schwestern, die ihre Ersatzfamilie bilden, im Krankenhaus feiern. Traurig ist sie deshalb nicht. Die Kinderklinik ist ihr Zuhause auf Zeit. Im Januar werden auch ihre Zähne behandelt. "Das macht die Frau eines Kollegen", sagt Hermichen — kostenlos.

(NGZ)
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