Neuss Linke schlägt CSU-Mann für Ordnungsdezernat vor

Neuss · Fraktion kritisiert im Auswahlverfahren die Politik der SPD und setzt auf einen 54-jährigen Bayern als besten Bewerber.

Wenn der Stadtrat morgen Abend einen neuen Beigeordneten für das Dezernat Ordnung, Recht und Feuerwehr wählt, kommt es überraschend doch zu einer Kampfabstimmung. Gegen den von der SPD vorgeschlagenen Holger Lachmann (37), der auch auf die Stimmen von CDU und Grünen rechnen darf, schickt die drei Sitze zählende Fraktion "Die Linke" mit Volker Schmidt (54) einen eigenen Kandidaten ins Rennen. "Lachmann war für uns die Nummer eins - bis wir Volker Schmidt kennenlernten", sagt der Fraktionsvorsitzende Roland Sperling, den nicht stört, dass dieser CSU-Mitglied ist.

Sperling ist überzeugt, den besten der vier Bewerber gefunden zu haben, die es in die Schlussrunde geschafft hatten. Dabei sei seine Fraktion die einzige, die alle Kandidaten angehört hat. "Allen anderen ging es offenbar nicht darum, den besten Bewerber auszusuchen, sondern allein um Parteipolitik", sagt Sperling, der das Verhalten gerade der SPD bei dieser Personalentscheidung fragwürdig findet. "Die SPD hat den Kandidaten eingeladen, dem sie seit längerem einen Posten in Neuss verschaffen will," behauptet Sperling. Schließlich habe der SPD-Fraktionsvorsitzende zugegeben, dass sich Lachmann schon ein Jahr zuvor für die freie Stelle des Sozialdezernenten interessiert hat. Eine zweite Bewerberin - ebenfalls SPD-Mitglied - sei nur als Alibikandidatin bei der SPD gewesen, tönt Sperling. "So wird das Verfahren zur Farce."

Der Jurist Volker Schmidt arbeitet derzeit als Justiziar des Dominikus-Ringeisen-Werks. Das ist eine kirchliche Stiftung, die in Süddeutschland an mehr als 30 Standorten Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen unterhält. Schmidt verfüge also über Erfahrungen mit großen Organisationen, sagt Sperling. Nach Stationen in der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amts und beim Bundesverfassungsgericht war der Bayer als Anwalt für deutsches Verwaltungsrecht in den USA tätig. Dort handelte er mit der Bundesregierung Entschädigungszahlungen für Holocaust-Opfer aus.

Zur Wahl morgen wird Schmidt nicht anreisen, da Kandidatenvorstellung und Aussprache vor dem Wahlgang unüblich sind. "Seine Bewerbung aber steht", betont Sperling. Zurückgezogen hat eine 31-jährige Bewerberin, die derzeit beim Städte- und Gemeindetag arbeitet. Vierter Kandidat im Rennen war der Leiter einer brandenburgischen Amtsgemeinde.

(-nau)
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