Wechsel bei der Jugendberatungsstelle Neuss Der „Berufsjugendliche“ Thiemann

Neuss · Nach 35 Jahren hat der Sozialpädagoge die Jugendberatungsstelle verlassen.

 35 Jahre bei der Jugendberatungsstelle: Gerhard Thiemann.

35 Jahre bei der Jugendberatungsstelle: Gerhard Thiemann.

Foto: Diakonie Neuss

Die bei der Diakonie angesiedelte Jugendberatungsstelle (JUBS) hat mit Michael Williams einen neuen Leiter. Ein halbes Jahr lang konnte sich der Diplom-Psychologe an der Seite von Gerhard Thiemann auf diese Aufgabe vorbereiten, jetzt muss er alleine klar kommen. Denn Thiemann, eine Institution in der jugendpolitischen Landschaft der Stadt, wurde nach 35 JUBS-Jahren in den Ruhestand verabschiedet.

Das wird ein „Un-Ruhestand“ werden. Denn der studierte Sozialpädagoge Thiemann bleibt vorerst sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss und hat auch zugesagt, den nächsten Fachtag der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft, einem Netzwerk der Kinder- und Jugendpsychiatrie, noch mit zu planen. Schon im vergangenen Jahr hatte er bei dieser Veranstaltung die Federführung übernommen, die damals unter dem Titel „Voll krass oder schon gestört?“ stand. Last but not least will der Reuschenberger weiterhin die Kirche(n) bei der Erstellung von Kinderschutzkonzepten unterstützen. „Er bleibt also auf verschiedenen Ebenen als erfahrener Gesprächspartner im Dialog mit und für die Jugend aktiv“, fasst sein Nachfolger Williams zusammen.

Fragt man ihn nach der Art und Weise, wie Gerhard Thiemann seine Arbeit mit Jugendlichen verstand, antwortet Williams mit einem Zitat des Kabarettisten Hans Dieter Hüsch: „Wer einen Dialog herbeiführen will, muss von sich absehen, sich zuwenden und zuneigen.“ 35 Jahre lang sei das Thiemanns Richtschnur gewesen.

1984 kam Thiemann zur Jugendberatungsstelle, 2012 übernahm er deren Leitung. Unzählige Jugendliche, junge Erwachsene sowie deren Familien profitierten von seiner Kompetenz, seiner Offenheit und Geduld. Vor allem die Anliegen der männlichen Jugendlichen bildeten einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Ob es sich dabei um Konflikte mit der Familie, mit Gleichaltrigen, Problemen mit sich selbst oder um Job- und Wohnungssuche handelte – stets fanden sie bei Thiemann ein offenes Ohr. Der widmete sich auch außerhalb der JUBS der Jungenarbeit, gilt als Mitbegründer der Neusser Jungentage. Zuletzt kamen auch mmer wieder ehemalige „Klienten“ zu ihm, die nun selbst Eltern waren und mit ihren eigenen pubertierenden Sprösslingen nicht umzugehen wussten.

Zusätzlich zu seiner Anstellung in der Jugendberatungsstelle war der Netzwerker Gerhard Thiemann auch für die Caritas Suchthilfe tätig Über Jahre betreute er im „KiZ-Projekt“ Gruppen für Kinder und Jugendliche aus sucht- und psychisch belasteten Familien.

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort