Neuss Lasagne aus Neuss wird in Krefeld analysiert

Neuss · Chemielaborant René Föhles kann den Geruch von Fertig-Lasagne schon nicht mehr ertragen: Seit Tagen bereitet der Chemielaborant eine Probe nach der anderen auf die molekulargenetische Untersuchung vor. Föhles arbeitet in einem Labor des Veterinäruntersuchungsamts in Krefeld, wo zurzeit 170 Proben von Fertigprodukten aus der Region auf nicht deklariertes Pferdefleisch untersucht werden.

 <strong>René Föhles  bei der Arbeit: Für das Herauspicken der kleinen Fleischteile benötigt der Chemielaborant die meiste Zeit.

<strong>René Föhles bei der Arbeit: Für das Herauspicken der kleinen Fleischteile benötigt der Chemielaborant die meiste Zeit.

Foto: Thomas Lammertz

16 davon wurden bereits als positiv befunden. "Es sind noch einige mehr zu erwarten", sagte Detlef Horn, Vorstandsvorsitzender des Veterinäruntersuchungsamts.

Horn und seine Mitarbeiter versuchen, den Umfang des Betruges aufzudecken. Dazu sollen möglichst viele Proben verschiedenster Hersteller untersucht werden. "Es ist völlig egal, ob eine Charge 15 oder 20 Prozent Pferd enthält. Es ist illegal. Wir wollen feststellen, ob eine Probe Pferdefleisch enthält oder nicht." Die EU-Vorgabe, nach der in Deutschland mindestens 150 Proben untersucht werden müssen, hat das Krefelder Amt bereits erfüllt.

Etwa eine Woche dauert es, bis eine Probe eindeutig als mit Pferdefleisch versetzt analysiert ist. Pro Produkt werden zwei Proben benötigt: eine wird sofort für die Analyse aufbereitet, die andere landet für mögliche weitere Untersuchungen in einem von sechs haushaltsüblichen Tiefkühlschränken. Fällt eine Probe negativ aus, ist das Ergebnis schneller da. Das liegt daran, dass positive Befunde ein zweites Mal getestet werden, damit sie rechtskräftig sind. "Eine erneute Überprüfung von nicht-positiven Ergebnissen ist nicht notwendig und auch nicht möglich. Wir verwenden schon ein sehr empfindliches Verfahren", erklärt Horn. Die Nachweisgenauigkeit liege bei 0,1 bis 0,3 Prozent. Das heißt, dass bereits ein Anteil von 0,1 Prozent Pferdefleisch in einer Probe identifiziert werden kann.

Möglich macht das die so genannte PCR-Methode, bei der die DNA des in einer Probe enthaltenen Fleisches extrahiert und vervielfältigt wird. Danach werden die vervielfältigten Fragmente unter Einfluss eines elektrischen Felds speziesspezifisch getrennt. Anhand des Aufspaltungsmusters können Schweine-, Rind- oder Pferdefleisch eindeutig identifiziert werden.

Das Lebensmittelüberwachungsamt des Rhein-Kreises bekommt nur bei einem positiven Befund eine Rückmeldung — zunächst als Zwischenergebnis, nach der zweiten Analyse der Probe als Endergebnis. Hierin liegt wohl auch die Panne in Neuss begründet: Das Amt hatte das Endergebnis nicht abgewartet und so infizierte Proben zunächst als negativ befundet ausgegeben. In dem Bericht des Veterinäruntersuchungsamtes steht eindeutig, ob der Nachweis von Pferd-spezifischer DNA positiv oder negativ war. Lange Tabellen finden sich dort nicht.

Horn kann das öffentliche Interesse nicht nachvollziehen und betont: "Es ist eindeutig: So etwas darf nicht sein. Das ist Betrug. Aber es ist keine Gesundheitsgefährdung."

(NGZ)
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