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Landrat kritisiert eigenständige Altenheimplanung der Stadt Neuss Streit um den Bau neuer Altenheime

Neuss · Die Stadt will drei Altenheime bauen und Kurzzeit- wie auch Tagespflege ausweiten. Der Landrat sieht den Bedarf nicht.

 Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Foto: nn/n.n.

In der Stadt müssten bis zum Jahr 2030 drei Altenpflegeheime gebaut, etwa 40 Plätze in Einrichtungen der Kurzzeitpflege und noch einmal so viele in der Tagespflege zusätzlich geschaffen werden. Von dieser Einschätzung lässt sich die Verwaltung auch nicht von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke abbringen, der in einem Schreiben an die Stadt nicht nur sehr deutlich seine Vorrangstellung und Zuständigkeit beim Thema Pflegebedarfsplanung betont, sondern auch erklärt, es sei offen, ob für die kommenden Jahre überhaupt im Stadtgebiet Neuss ein Bedarf ausgewiesen werden muss.

Einmal hat dieser Versuch, die Stadt zurückzupfeifen, Erfolg gehabt, als das Thema im Juni auf Wunsch der CDU von der Tagesordnung des Sozialausschusses genommen wurde. Doch für die Sitzung am 6. September hat es der Vorsitzende Karl-Heinz Kullick (SPD) wieder angesetzt. Und zwar ohne dass die Verwaltung aufgrund der Intervention des Landrates ihre Überzeugung in irgendeinem Punkt revidiert hätte. Im Gegenteil.

Die Linke macht in einer schriftlichen Erklärung sehr deutlich, dass Neuss von der verbindlichen Bedarfsplanung, über die der Kreistag im Dezember beschließen wird, nicht einfach abgekoppelt werden darf. Der Hinweis Petrauschkes auf kreisweit 200 vorhandene aber nicht belegte Pflegeplätze wird als Versuch gewertet, so der Stadtverordnete Vincent Cziesla, die leeren Heime an der Kreisperipherie durch „eine gezielt Unterversorgung in Neuss zu füllen“. Dagegen wird sich auch die SPD wehren. Man wolle „unsere alten Menschen in Neuss unterbringen“ – und keinen Shuttleservice, so Kullick, der deren Freunde und Angehörige durch den Kreis karrt.

Dissonanzen zwischen Stadt und Kreis kennen die Neusser Politiker auch von anderen Themen, ohne sich davon einschüchtern zu lassen. „Wir werden – wie beim grundsicherungsrelevanten Mietspiegel – weiter an dem Thema arbeiten und auch zu Erfolgen kommen“, sagt Kullick. Zumal sich beide Parteien auf die gleiche Datenbasis beziehen, nämlich den Bericht 2017 zur Pflegebedarfsplanung, den die Stadt ausgewertet und auf das Stadtgebiet heruntergebrochen hat. Die Erkenntnisse daraus sollen sukzessive umgesetzt werden. Zu den 14 Altenheimen mit insgesamt 1223 stationären Pflegeplätzen sollen drei hinzukommen. Eines im Neusser Süden, wo demnächst ja schon in Norf gebaut wird, sowie eines in der Nordstadt, etwa auf dem Areal der ehemaligen Schraubenfabrik. Dort könnte auch ein Heim entstehen, das sich auf die Pflege von Menschen unter 60 Jahren spezialisiert. Für diese Gruppe gibt es derzeit nur 17 Plätze im Kreisgebiet.

Noch kritischer als die eigenständig betriebene Altenheimplanung sieht der Landrat die Idee, ein reines Kurzzeitpflegehaus mit bis zu 80 Plätzen entstehen zu lassen, das die Stadt gerne ans Lukaskrankenhaus anbinden würde. Diese Anbindung sei denkbar, gibt Petrauschke zu, doch sei ein solcher Solitär kaum wirtschaftlich zu betreiben und passe auch nicht zum bisher verfolgten Konzept dezentraler Einrichtungen. Er beabsichtige daher, so Petrauschke, den Kreistagsbeschluss auf die Kurzzeitpflege auszuweiten, „um einer erneuten Fehlentwicklung entgegenzuwirken“.

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