Neuss Kunstförderpreisträger stellt in der Alten Post aus
Neuss · Mit der Fotoserie "Salar" dokumentiert Daniel Hofer den Beginn der Rohstoffgewinnung in der Salzwüste Boliviens.
Dieses Foto fasziniert auf den ersten Blick: In der Ferne ist hellblau der Horizont mit einer Bergkette zu erkennen, darüber türmen sich weiße Wolkenberge. Unterhalb zeichnen sich schwarz die winzigen Silhouetten einzelner Menschen ab. Zugleich wirft dieses Bild aus der ersten Einzelausstellung des Fotografen Daniel Hofer, die ab Sonntag in der Alten Post zu sehen ist, Fragen auf:
Wie kann es sein, dass die Fläche, auf der sich die Personen ameisenhaft bewegen, fast ebenso weiß ist wie der Wolkenhimmel? Zeigt das Bild einen Blick aufs ewige Eis? Beim Betrachten weiterer Arbeiten aus der Serie wird deutlich, dass es in dieser gleißend weißen Landschaft eben nicht kalt, sondern heiß ist, denn es handelt sich nicht um Massen von Schnee, sondern um eine Wüste aus Salz.
Der Salar de Uyuni ist ein ausgetrockneter Salzsee, der in 3700 Metern Höhe in den bolivischen Anden liegt und mit einer Fläche von insgesamt 10 000 Quadratkilometern eine der größten Salzwüsten der Welt bildet – so groß, dass sie vom Mond aus zu sehen ist. Erst vor wenigen Jahren wurde begonnen, aus den Laugen, die sich unter der Salzkruste sammeln, wertvolle Rohstoffe zu extrahieren, vor allem Lithium, das für die Herstellung von Akkus für Handys, Laptops und Elektro-Autos gebraucht wird.
"Als Daniel Hofer Ende April mit dem Kunstförderpreis der Stadt Neuss ausgezeichnet wurde, war die Schau in der Alten Post schon lange geplant", sagt Kurator Klaus Richter. Dem Kulturforum ist der heute in Berlin lebende Künstler bereits seit seiner Teenagerzeit verbunden, als er bei Projekten unter der Leitung von Thomas Brandt seine Liebe zur Fotografie entdeckte.
Ein Dossier aus der Wochenzeitung "Die Zeit" brachte Hofer 2010 auf die Idee, als Diplomarbeit an der Fachhochschule Dortmund mit einem selbst verlegten Buch zu dokumentieren, wie unter extremen Arbeitsbedingungen in einer isolierten und unterentwickelten Region ein neuer Wirtschaftszweig aufgebaut werden kann. "Mindestens vier Tage dauert es", sagt Hofer, "bis man von hier aus die Salzwüste erreicht. Zwei Tage ist man mit dem Flugzeug unterwegs, einen Tag mit dem Bus und einen weiteren mit dem Fahrrad."
Während zweier Aufenthalte von jeweils fünf Wochen hat er 2000 analoge Fotos im Mittelformat aufgenommen, die später digitalisiert und ausgedruckt wurden. Die Schau, die auch drei wandfüllende Großfotos umfasst, präsentiert eine beeindruckende Auswahl.
Neben fast surrealistisch anmutenden Naturaufnahmen, die zum Teil bei extremen Wetterbedingungen aufgenommen wurden, zeigt die Ausstellung auch Bilder von Arbeitern bei der Rohstoffgewinnung und Porträts der beiden Gewerkschaftsführer von Arbeitern und Landwirten in ihren Büros. Darüber hinaus wirft die Schau auch einen Blick auf den Tourismus als weitere Einnahmequelle sowie auf Umweltrisiken, die mit dem Aufbau einer chemischen Industrie in der Salzwüste einhergehen könnten.
Mit künstlerischen Mitteln weckt Daniel Hofer Interesse an einem brisanten wirtschaftspolitischen Thema. Der Betrachter fragt sich: Wird dem ärmsten Land Südamerikas der ökonomische Wandel gelingen?