Neuss Kunst-Knie werden in der Skihalle getestet
Neuss · "Kann ich mit einem künstlichen Kniegelenk Ski fahren?" Diese Frage hört der Schweizer Orthopäde Dr. Patrick Meyer häufig von seinen Patienten, die unter einer Arthrose des Kniegelenks leiden. Um ihnen diese Frage künftig präziser beantworten zu können, startete der Schweizer diese Woche mit einem Team von Medizinern und Biomechanikern in der Neusser Skihalle umfangreiche Untersuchungen.
Das Team brachte 15 Probanden mit, zehn gesunde und fünf mit künstlichem Kniegelenk. Auf einer eigens dafür abgesteckten schmalen Piste werden noch bis nächsten Dienstag bei jeder Testfahrt mit Infrarotkameras und Elektroden auf der Haut der Testpersonen Bewegungen und Muskelaktivität analysiert. Außerdem messen spezielle Sohlen in den Skischuhen den Druck, der auf die Knie ausgeübt wird.
Es ist das erste Mal, dass die Skihalle für Tests medizinischer Art dient. Sie sei nicht nur wegen ihrer Lage, sondern auch wegen der stabilen Temperatur von minus vier Grad und wegen der gleichbleibenden Qualität des Schnees für das Projekt ausgewählt worden, erzählt Meyer. "Trotz der guten Bedingungen bleibt aber eine gewisse Unsicherheit bestehen, da die Messsysteme sehr kälteempfindlich sind", fügt er hinzu.
In der Schweiz würden Patienten mit künstlichem Kniegelenk derzeit nicht zum Skifahren ermutigt, in Deutschland rate man ihnen sogar klar davon ab, so der Mediziner. Patienten, die schon vor ihrer Operation oft Ski fuhren, hätten die besten Chancen, den Sport wieder ausüben zu können.
Die Studie stelle das Team vor eine besondere Herausforderung, da derartige Messungen noch nie bei Schneebedingungen gelungen seien, fährt er fort. Die Ergebnisse, die Meyer im November präsentieren will, könnten auch Erkenntnisse für andere Bereiche bringen, so zum Beispiel für die Skiindustrie. Sie könnten ebenfalls helfen, die steigende Zahl von Verletzungen im Skisport zu reduzieren.