Neuss Kunst in der Stein-Werkstatt
Neuss · Als Gesellin auf Wanderschaft bereiste Cornelia Pastohr die Welt. Jetzt arbeitet sie als Steinmetz-Meisterin in Neuss in ihrer eigenen Werkstatt. Am Wochenende veranstaltet sie eine Ausstellung mit heimischen Künstlern.
Sie hat die ganze Welt gesehen, aber in Neuss möchte sie leben. Und vor allem arbeiten. Cornelia Pastohr (31) ist Steinmetzin. Angebote gab es viele, als die zielstrebige Künstlerin auf der Walz war; über drei Jahre lang kehrte sie Neuss den Rücken, wie es früher einmal Pflicht für Gesellen war. Nun aber schleppt, schleift und schmirgelt sie in ihrer eigenen kleinen Werkstatt in der Osterather Straße; sie liegt versteckt hinter anderen Firmen und auf eine ganz eigene Weise idyllisch.
Cornelia Pastohr möchte nicht mehr woanders arbeiten. "Anfangs war es schwer, selbstständig zu sein", erzählt sie freimütig. 2010 eröffnete sie die Firma für Grabsteine und Skulpturen. Besonders die Winter sind hart. "Die Kälte verhindert, dass man richtig arbeiten kann", sagt Pastohr. "Da habe ich schon manchmal gedacht, ich müsste wieder schließen." Aber die burschikose Künstlerin lässt sich so leicht nicht unterkriegen, sie ist eine Kämpfernatur, sie bietet Widerstand.
Langsam, aber sicher stabilisiert sich die Situation für den kleinen Betrieb, und im Frühjahr und Sommer hat Pastohr inzwischen alle Hände voll zu tun. "Viele Kunden finden zu mir über das Hören-Sagen", sagt Pastohr. "Das ist das Schöne an Neuss: Wenn jemandem etwas gefällt, dann spricht sich das herum." Momentan hält sie sich beinahe nur noch in der Werkstatt auf und arbeitet, aber sie scheint genau das zu lieben. Mit Marmor arbeite sie nicht so gern, sondern lieber mit heimischen Materialien. Grabsteine und Skulpturen halten sich bei den Auftragsarbeiten in etwa die Waage.
Die Liebe zum Handwerk wurde der ledigen Steinmetzin in die Wiege gelegt, und bereits mit zwölf Jahren wusste sie, was sie später einmal machen möchte. "Ein Specksteinkurs hat diese Leidenschaft geweckt", erzählt Pastohr. Und auch fast 20 Jahre danach gibt es für sie keinen Zweifel daran, den richtigen Weg gegangen zu sein. Neben viel Arbeit bietet der beginnende Frühling für die 31 Jahre alte Furtherin noch etwas Erfreuliches: Zum dritten Mal findet am kommenden Wochenende in der Werkstatt und auf dem Hof eine Ausstellung statt. "Anfangs habe ich nur eigene Sachen ausgestellt", erinnert sich Cornelia Pastohr. "Inzwischen bekomme ich haufenweise Bewerbungen." Sie konzentriere sich aber auf Künstler aus der Umgebung, denn die möchte sie besonders fördern.
Claudia Ehrentraut, Jacqueline Glükler, Dennis Oswald und Dirk Ritterbach werden diesmal ihre kreativen Werke zeigen; Zeichnungen, Glasobjekte, Fotografien und natürlich Skulpturen unterschiedlichen Materials werden zu bewundern sein. "Mein Wunsch ist es, irgendwann einen Lehrling einzustellen", verrät die Neusser Steinmetzin. "Dann muss ich allerdings auch expandieren." Kein Zweifel — Cornelia Pastohr kann das packen.