Neuss Kunst hält Einzug auf Schloss Reuschenberg

Neuss · Beate Düsterberg und Heinz Eissing sind die Initiatoren für den Verein "Wurzeln und Flügel". Sein Programm: Kunst- und Kultur-Projekte.

 Helga und Willi Petzold und Beate Düsterberg (v.l.) mit Papierarbeiten von Annette Wimmershoff auf Schloss Reuschenberg.

Helga und Willi Petzold und Beate Düsterberg (v.l.) mit Papierarbeiten von Annette Wimmershoff auf Schloss Reuschenberg.

Foto: Andreas Woitschützke

Diese Räume Galerie zu nennen, reicht kaum aus. Was der Verein "Wurzeln und Flügeln" in den Nebengebäuden von Schloss Reuschenberg installiert, kommt nämlich einem Museum schon recht nahe. Da fehlt es zwar an eigenem Bestand, aber die Ausstellungsmöglichkeiten sind dafür imponierend. In zwei Gebäuden mit zahlreichen Räumen wird nun Kunst gezeigt – naturgemäß aktueller Art, aber dafür gibt es kaum Grenzen. Ob Wandbilder, Installationen oder Plastiken: Alles geht, und gerade auch die Eröffnungsschau zeigt, wie jedes Einzelne bestehen kann, und wie alles zusammen sich nach dem Rundgang doch zu einem beeindruckenden Gesamtbild junger Kunst zusammenfügt.

Lange haben die beiden Initiatoren des Vereins, Beate Düsterberg und Heinz Eissing, nach ihrem Einzug ins Schloss Reuschenberg überlegt, wie sie mit den Nebengebäuden umgehen können, in denen mal Büros, ganz früher auch Schule und Schlafräume für die Schülerinnen untergebracht waren. Nachbarn halfen auf die Sprünge. Und da diese Helga und Willi Petzold heißen, lange Jahre für die Stiftung Insel Hombroich gearbeitet haben (er führte nach dem Tod Karl-Heinrich Müllers bis 2011 die Geschäfte) war der Weg zur Kunst nicht weit. Sieben Künstler haben nun die Eröffnungsausstellung von "Kunst auf Schloss Reuschenberg" gestaltet: Judith Maria Kleintjes, Michael Kortländer, Erika Maria Riemer-Sartory, Andreas Schmitten, Annette Wimmershoff, Frauke Dannert und Marina Dimetrijevic. Hinzu kommt noch ein Extra-Kabinett für Oskar Holweck, der einst mit Otto Piene und Heinz Mack zur Künstlergruppe "Zero" gehörte.

Und warum gerade diese? "Einiges hat sich ergeben", sagt Willi Petzold lächelnd, aber mehr dürfte es wohl seinen guten Kontakten zu verdanken sein, dass von der Ursprungsliste von zwölf Wunschkandidaten gleich sieben zugesagt haben. Und manchmal half auch der Zufall mit. Der Düsseldorfer Akademie-Preisträger Andreas Schmitten zum Beispiel wird im ehemaligen Schwimmbad sein Atelier einrichten, ist nun mit zwei großen Werken präsent, die gerade erst in der Bundeskunsthalle und im K20 in Düsseldorf gezeigt wurden und nun frei waren. Oder die Tony-Cragg-Schülerin Marina Dimetrijevic: Sie ist gerade in aller Munde und auch mit einem Betrag für den Kaarster Stelenweg im Gespräch. Sie arbeitet Stahlbänder (mit der Hand gebogen) zu verschlungenen Plastiken.

Die Ausstellung ist indes nur der Anfang von einer Fülle von Aktivitäten, mit denen Beate Düsterberg, die auch ihr Goldschmiede-Atelier auf Schloss Reuschenberg hat, ihr Mann und die Petzolds Akzente setzen wollen. Eine Modenschau von jungen Designerinnen hat es schon gegeben, ein großer Flügel verspricht die Möglichkeit von Konzerten. "Wir arbeiten ständig an neuen Ideen", sagt Düsterberg lachend, aber ergänzt auch bestimmt: "Am Anfang aber gibt es immer erst einen Kunst-Rundgang."

Der Name des Vereins – frei nach Goethe – ist dabei durchaus Programm: Flügel braucht der Mensch zum Träumen, und Wurzeln verhelfen ihm zur Standfestigkeit.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort