Neuss Kulturpolitik muss Freiraum schaffen

Neuss · Zwölf Fördervereine von Neusser Kulturinstitutionen haben gemeinsam zur Kommunalwahl eine Podiumsdiskussion veranstaltet. Sieben Politiker haben dabei ihren Standpunkt zur Zukunft der Neusser Kultur erklärt.

 Goerdt (CDU), Elle Nerdinger (Piraten), Roland Sperling (Die Linke) und Hermann-Josef Verfürth (FDP) im Foyer des Landestheaters.

Goerdt (CDU), Elle Nerdinger (Piraten), Roland Sperling (Die Linke) und Hermann-Josef Verfürth (FDP) im Foyer des Landestheaters.

Foto: Linda Hammer

Neuss Wie kann die Politik die Zukunft der Kultur in Neuss gestalten? Diese Frage wollten die Fördervereine mehrerer Kulturinstitutionen bei einer Podiumsdiskussion mit den Parteien erörtern. Die Politik bezeichnet die Förderung der Kultur als freiwillige Leistung. Wie sie diese erbringt, das wird in erster Linie mit finanziellen Mitteln verbunden. Doch allein um das Geld sollte es sich bei der Veranstaltung im RLT nicht drehen: "Es geht uns nicht darum, was Kultur kostet, sondern welchen Stellenwert sie für die Politik hat", sagte Armin Badort.

Er hatte als Vorsitzender des Fördervereins des Clemens-Sels-Museum stellvertretend für zwölf Fördervereine eingeladen. Joachim Goerdt (CDU), Hartmut Rohmer (SPD), Hermann-Josef Verfürth (FDP), Hedwig Claes (Grüne), Annette Elster (UWG), Roland Sperling (Linke) und Elle Nerdinger (Piraten) vertraten ihre Parteien in der von NGZ-Kulturredakteurin Helga Bittner moderierten Runde. In einem waren sich alle einig: Neuss bietet ein gutes kulturelles Angebot. Dies müsse zuallererst aufrechterhalten werden. Doch inwieweit gibt die Politik nicht nur den Financier, sondern auch den Gestalter?

In dieser Frage teilten sich die Meinungen, und es bildete sich eine für das Publikum überraschende Koalition aus CDU und Linke. "Politik kann Kultur nicht gestalten, das kann nur sie selbst. Wir sollten uns aus dem Programm eines Theaters oder Museums heraushalten", sagt Joachim Goerdt. Roland Sperling fasste diese Ansicht für sich in drei Worten zusammen: "Privat vor Staat". Hedwig Claes rief dagegen zur Selbstverpflichtung auf. "Kulturelle Bildung ist eine Daseinsvorsorge und damit Pflichtaufgabe für die Politik", so Hartmut Rohmer beipflichtend. Hermann-Josef Verführth forderte mehr Verantwortung für die Leiter der Einrichtungen. Annette Elster schlug Projekte vor, um Jugendliche und sozial Schwache an Kultur heranzuführen.

Alle Kulturpolitiker berichteten, dass sie in den Haushaltsberatungen alle Jahre wieder aufs Neue für ihr Ressort schwer kämpfen müssten. Die SPD plädiert darum für einen Kulturentwicklungsplan. "Darin werden Perspektiven beschrieben und eine mittelfristige Finanzplanung aufgestellt", erklärte Rohmer. Doch bleibt dann noch genug Freiraum für die Künstler? "Ein Entwicklungsplan engt sie ein", sagte Joachim Goerdt. Dem widersprach Elle Nerdinger: "Eine drohende Perspektivlosigkeit schränkt ihre Kreativität ein." Unter den rund 100 Gästen saßen nicht nur Vertreter der Institutionen. So kam aus dem Plenum der Appell, auch die "kleinen Kulturschaffenden" bei der Geld-Verteilung zu beachten. Wilhelm Schepping vom Förderverein des Neusser Kammerorchesters forderte eine ausgeglichene Balance zwischen heimischen und eingekauften Angeboten.

(NGZ)
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