Neuss Kulturausschuss beschließt politische VHS-Reihen mit Ergänzung

Neuss · Bürgermeister Herbert Napp sagt Kooperation der VHS mit Terre des Hommes und Vortrag über die Bundeswehr im Romaneum ab.

Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes wird sich für seine für heute um 19 Uhr geplante Veranstaltung "Friedensbildung statt Bundeswehrwerbung" im Romaneum einen neuen Veranstaltungsort suchen müssen. In der gestrigen Kulturausschusssitzung hatte Bürgermeister Herbert Napp seinen Unmut über die Intention der Veranstaltung deutlich gemacht. Dazu gehörte auch die erklärte Absicht, diese Veranstaltung in Kooperation mit der VHS abzusagen, da sie nicht förmlich vom Kulturausschuss als Teil des politischen VHS-Programms beschlossen worden war. Dass der Bundeswehr vorgeworfen werde, mit der Werbung an Schulen gegen die UN-Kinderrechtskonvention zu verstoßen, sei nicht hinnehmbar, sagte er und stieß damit durchaus auch auf eine breite Zustimmung. Allerdings tendierten die Ausschussmitglieder eher dazu, die Sache nicht "so hoch zu hängen", wie Hedwig Claes von den Grünen meinte, und rieten von einer Absage ab. Die mache mehr Wirbel als die Veranstaltung selbst. Napp verließ die Sitzung dann mit der "guten Anregung" des CDU-Sprechers Joachim Goerdt, als oberster Dienstherr der VHS die Kooperation aufzukündigen. Was Napp nach Auskunft von Kulturdezernentin Christiane Zangs auch tat, so dass Terre des Hommes im Romaneum heute kein Raum zur Verfügung steht.

Diese Veranstaltung indes war die letzte von dreien, die Napp zum Besuch des Ausschuss bewogen hatte. Er wollte die Mitglieder auch über seine Reaktion auf die pro-palästinensische Ausstellung "Haft ohne Anklage" über die Administrativhaft von Palästinensern durch Isreal in der Nahost-Reihe der VHS informieren. Napp lädt zu einer Parallelveranstaltung mit einem pro-israelischen Vortrag ebenfalls im Romaneum ein (die NGZ berichtete).

Während sich Roland Sperling von den Linken ausdrücklich bei Napp bedankte, reagierten Martin Flecken für die CDU, Hedwig Claes für die Grünen und Michael Ziege für die SPD sachlich. Sie stellten zwar die Haltung von Napp nicht ausdrücklich in Frage, aber waren auch der Meinung, dass mit der Erweiterung der Reihe auf drei pro-israelische Veranstaltungen eine Ausgewogenheit erreicht worden sei. "Zudem gibt es auch zu der Administrativhaft geteilte Meinungen", sagt Flecken und verwies auf eine Bundestagsdebatte, in der Israels Politik dafür kritisiert worden sei.

Napps drittes Anliegen betraf schließlich die Türkei-Reihe der VHS. Er warb dafür, einen Vortrag mit dem Titel "Der Genozid an den Armeniern. Ein Nebenschauplatz des Ersten Weltkriegs" durch eine kontrovers geführte Diskussion zu ersetzen. Napp berief sich auf eine Anregung von Vertretern sieben türkischer Vereine, ihnen wollte er "im Sinne des bürgerlichen Friedens" entgegenkommen. Allerdings blieben die Kulturpolitiker bei ihrer in interfraktioneller Arbeitsgruppe gefundenen Haltung, die Reihe wie geplant stattfinden zu lassen. Ein SPD-Antrag auf eine zusätzliche kontroverse Diskussion wurde aber einstimmig angenommen.

(NGZ)
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