Neuss Kultur ist mittendrin

Neuss · Gleich 24 Einrichtungen in der Stadt luden Samstag bei der 10. Neusser Kulturnacht zu einem Besuch ein. Das Motto diesmal: "Kulturen der Welt – Heimat in Neuss". Besucher hatten dabei mitunter die Qual der (Aus-)Wahl.

Das war die 10. Neusser Kulturnacht
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Das war die 10. Neusser Kulturnacht

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Gleich 24 Einrichtungen in der Stadt luden Samstag bei der 10. Neusser Kulturnacht zu einem Besuch ein. Das Motto diesmal: "Kulturen der Welt — Heimat in Neuss". Besucher hatten dabei mitunter die Qual der (Aus-)Wahl.

Ein Spaziergang durch die Neusser Kulturwelt ist wie ein Spaziergang durch einen frischen, bunten Wald, aus dem exotische Tiere neugierig hervorlinsen, während rundherum die Blätter lebhaft rauschen und die Blumen leuchtend blühen. Wann könnte dieses Erlebnis eindrücklicher sein als bei Nacht? Am Samstag luden 24 Einrichtungen zur 10. Neusser Kulturnacht ein, und das reichhaltige Programm stand diesmal unter dem Motto "Kulturen der Welt — Heimat in Neuss".

Der Kulturkeller lockte viele junge und ältere Besucher mit einem musikalischen Ausflug nach Armenien, einem kleinen Land östlich der Türkei. Junge armenische und deutsche Musiker spielten unter dem steinigen Gewölbe mit Klavier, Flöten und Violine auf, während zur selben Zeit Fragmente der japanischen Kultur Einzug in die Stadtbibliothek gehalten hatten. Im Vortragssaal durften die zahlreichen Besucher der Kunst des Ikebana, des "lebendigen Blumenbindens", zusehen; auf dem Platz vor der Bücherei erfüllte die Taiko-Trommlergruppe "Tentekko" die frühsommerlich warme Luft mit mitreißend klaren Rhythmen. Die japanischen und deutschen Trommler in rot-schwarzen Kostümen lieferten eine faszinierende Choreografie aus Musik, Stimmen und Körpern.

Zuweilen fiel die Entscheidung schwer, welche Zwischenstation als nächste anvisiert werden sollte: das Clemens-Sels-Museum mit den Obertorbläsern oder dem Papiertheater "Kalif Storch"? Das Kino "Hitch", das die Komödie "Almanya" zeigte? Die Alte Post, in der die laufende Ausstellung bewundert oder eigene T-Shirts mit witzigen Motiven bedruckt werden konnten, bevor es abends eine Lichterschau auf der Gebäudefassade gab? Das Theater am Schlachthof, in dem es zwischen Heimatliedern und einer flotten Revue ziemlich musikalisch herging? Oder der Tanzraum, in dem Neugierige in einem Workshop den brasilianischen Tanz Capoeira kennenlernen konnten?

Erste Anlaufstelle für Freunde der Theaterkultur war neben dem Off-Theater natürlich das Rheinische Landestheater, in dem zum Beispiel die beiden jungen Ensemble-Mitglieder Christiane Nothofer und Matthias Brüggenolte mit minimalen Mitteln einen verblüffend fesselnden Ausschnitt aus dem Stück "I hired a Contract Killer" darstellten — einer schwarzhumorigen Geschichte des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, in der es einem verzweifelten Mann nicht gelingt, sich umzubringen.

Wo man auch hinkam, es hatten sich überall interessierte Zuhörer und Zuschauer versammelt, darunter auch zahlreiche junge Familien. Vor der Stadtbibliothek machte es sich der eine oder andere am Boden bequem wie bei einem Musikfestival; am Romaneum ließ man sich bei Döner und Pommes frites gern mit Klängen aus aller Welt berieseln. Vor dem neuen Kulturgebäude, umgeben vom Bauzaun, traten jugendliche Tänzerinnen mit dem griechischen Volkstanz Sirtaki auf, begeisterte der Jazzchor der Musikschule mit Liedern aus Afrika und malten große und kleine Künstler ihre eigenen Bilder. Am Zaun hingen Antworten auf die Frage "Was ist Heimat?" Hier am Romaneum, dem zukünftigen Zentrum des Neusser Kulturlebens, trat besonders hervor, was die diesjährige Kulturnacht so schön und mitreißend machte: Kultur ist mittendrin, in Kellern und Hinterhöfen und zwischen Bauschutt und Dixie-Klo.

(NGZ)
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