Theater am Schlachthof in Neuss „Auto-Theater war ein Experiment für alle“

Neuss · Am Wochenende heißt es beim Theater am Schlachthof zum letzten Mal: Theater auf’m Parkplatz. Ab Juli gibt es ein Open-Air-Programm auf der Wiese. Die Geschäftsführerin und der künstlerische Leiter ziehen ein Fazit.

 Guido Hoehne zaubert für kleine Zuschauer ab vier Jahren und erzählt dabei die Geschichte der „Made in China“.  

Guido Hoehne zaubert für kleine Zuschauer ab vier Jahren und erzählt dabei die Geschichte der „Made in China“.  

Foto: Theater am Schlachthof

Nach zwei Monaten Auto-Kabarett geht das „Theater auf’m Parkplatz“ an diesem Wochenende mit vier Vorstellungen in seine letzte Runde: „Es war ein großes Experiment für uns alle“, erzählt Geschäftsführerin Britta Franken, die zusammen mit dem künstlerischen Leiter Markus Andrae ein erstes Resümee zieht. „Wir waren immer ausverkauft“, sagt Franken. Hochgerechnet auf das noch ausstehende Wochenende heißt das, dass sich rund 1400 Zuschauer, aufgeteilt auf 460 Autos die 31 Veranstaltungen auf dem Parkplatz angesehen haben.

Als das Theater am Schlachthof Mitte März wegen der Corona-Pandemie seine Türen schließen musste, hatte Markus Andrae die Idee für das Format. Mit Comedy, Kabarett und Musik sollten die Künstler dabei helfen, für Abwechslung in der Krise zu sorgen.

Anfangs habe es natürlich einige Fragen gegeben: Wie ist es, für die Zuschauer aus ihrem Autofenster heraus auf die Bühne zu sehen und wie geht es den Künstlern, die keine direkte Reaktion von ihrem Publikum bekommen? Doch die Praxis zeigte, dass sich auch andere Wege zur Interaktionen finden lassen: Dadurch, dass nur 15 Autos Platz fanden, konnten die Künstler jeden Gast einzeln mit einem Klopfen auf der Motorhaube begrüßen. „Wir hatten auch Glück mit der Witterung“, sagt Franken: Denn durch das warme Wetter konnten die Zuschauer, die Fenster runter kurbeln und so applaudieren, dass die Rückmeldung auch bei den Künstlern ankam. „Besonders bei musikalischen Einlagen hat das gut funktioniert, die Leute haben in ihren Autos gesungen, wahrscheinlich noch befreiter, als das in einem Theatersaal der Fall gewesen wäre“, sagt sie. Da der Versuch so gut ankam, wurde bald schon das Programm um ein Kindertheater erweitert und auch die Liste der Künstler wurde verlängert. Durch die Corona-Zeit seien auch neue Programme entstanden: Martin Maier-Bode veranstaltete so etwa ein „Kabarett auf Distanz“ und Sabine Wiegand schlüpfte für ein Corona-Spezial in die Rolle der Rosi.

  Britta Franken, kaufmännische Geschäftsführerin des Theaters am Schlachthof, und  Markus Andrae, künstlerischer Leiter.

Britta Franken, kaufmännische Geschäftsführerin des Theaters am Schlachthof, und  Markus Andrae, künstlerischer Leiter.

Foto: Helga Bittner

Dennoch, so sagt auch Markus Andrae, können die Autovorführungen niemals eine direkte Vorstellung ersetzen: „Es kann immer nur eine Notlösung bleiben.“ Denn gerade bei komödiantischen Einlagen gehöre das Lachen und der Applaus dazu.

Aber nicht nur für die Zuschauer bot das Auto-Kabarett eine willkommene Abwechslung: Es unterstützt auch Künstler in Zeiten der Corona-Krise. Denn diese sind auf Auftritte angewiesen. Unterstützt wurde das Theater am Schlachthof für seine „Parkplatz-Variante“ von dem Neusser Bauverein. „So können die Einnahmen an die Künstler gehen“, sagt Franken. Auch viele Spenden seien eingegangen, die für die Darsteller bestimmt sind.

Wegen der aktuellen Situation verzichtet das Theater am Schlachthof auf die sonst übliche Sommerpause. Stattdessen geht es weiter mit einem „Theater auf der Wiese“, das auf dem „Spielplatz“ neben dem Theater stattfindet: Geplant ist in der Fackelbauhalle eine Bühne mit Technik zu errichten, und für rund 40 Zuschauer ein Zeltdach über der Wiese aufzuspannen, das sowohl vor Regen als auch zu starker Sonneneinstrahlung schützen soll.

„An den ersten beiden Juliwochenenden geht es mit Martin Maier-Bode und Sabine Wiegand los“, verrät Markus Andrae. Auch ein Konzert soll es geben: Sabine Wiegand und Toshi Trebess tauchen nach erlesenen Cover-Perlen. Wie es dann ab September weitergeht, könne erst vage geplant werden: Die Künstler werden dazu angehalten, kleine Produktionen als Solo- oder Duostücke zu planen. Und es bleibt eine Erkenntnis: „Wir waren in der Lage, flexibel zu reagieren und das ist beruhigend.“

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