Neuss Kritik an Plänen des Erzbistums

Neuss · Neuss (-tz.-) Die katholische Kirche in Neuss und Umgebung wird in absehbarer Zeit bis zur Hälfte ihrer 234 gewählten Pfarrgemeinderatsmitglieder verlieren. Die Zahl der Laiengremien wird künftig zwischen acht und elf statt wie bisher bei 22 liegen. Darüber informierte Dr. Stephan Engels, Referent beim Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, den Neusser Katholikenrat.

Neuss (-tz.-) Die katholische Kirche in Neuss und Umgebung wird in absehbarer Zeit bis zur Hälfte ihrer 234 gewählten Pfarrgemeinderatsmitglieder verlieren. Die Zahl der Laiengremien wird künftig zwischen acht und elf statt wie bisher bei 22 liegen. Darüber informierte Dr. Stephan Engels, Referent beim Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, den Neusser Katholikenrat.

Hintergrund ist das Projekt "Perspektive 2011 - den Wandel gestalten". Unter diesem Titel möchte die Erzdiözese angesichts des Priestermangels die Zahl der Seelsorgebereiche von 221 auf rund 180 reduzieren. Jeder dieser neuen Kirchenbezirke soll nur noch einen leitenden Pfarrer und einen Pfarrgemeinderat haben.

In den Neusser Dekanaten könnte es zu vier Fusionen von Seelsorgebereichen kommen: Eine innerstädtische Einheit aus den Gemeinden St. Quirin, St. Marien, Heilige Dreikönige und St. Pius ist ebenso denkbar wie eine Nordstädter Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien St. Josef, St. Thomas Morus, Heilig Geist und Christ König. Darüber hinaus könnten die Seelsorgebereiche Norf/Rosellen und Weckhoven/Hoisten sowie Kaarst und Büttgen/Holzbüttgen/Vorst miteinander verschmolzen werden.

Hans-Dieter Schröder, Vorsitzender des Katholikenrats, hat "die Sorge, dass wir ein Stück Boden unter den Füßen verlieren". Die meisten der im überfüllten Saal des Selikumer St.-Hubertus-Stifts versammelten Priester und Laien sah es ähnlich. Es gab Hinweise auf die manchmal mühsame Suche nach Pfarrgemeinderatskandidaten und die Freude auf ein Ehrenamtler-Leben ohne Sitzung, doch die breite Mehrheit machte ihrem Unmut Luft.

"Diese Überlegungen stellen einen Anschlag auf das Ehrenamt als solches dar", fand Heiner Cöllen vom Katholikenrat. Sein Vorstandskollege Cornel Hüsch sparte ebenso wenig mit Klartext: "Wir sehen uns vor die Situation gestellt, dass Pfarrgemeinderatsmitglieder durch einen Anordnungsakt wegrationalisiert werden sollen.

Hier geht es nicht um Pöstchen, sondern um durch Wahlen legitimierte Ämter, die mit viel Herzblut und Engagement ausgefüllt werden." Statt - wie vom Erzbistum gewünscht - die Zahl der Gemeindereferenten oder Pastoralassistentinnen der sinkenden Zahl der Priester anzupassen, solle vielmehr das Aufgabenspektrum dieser so genannten laienpastoralen Dienste erweitert werden.

"Im Lauf der Kirchengeschichte sind Pfarreien bisher nur mit politischer Gewalt und nicht durch freiwilligen Rückzug aufgelöst worden", kritisierte Hermann Buchkremer aus Glehn. Matthias Schmitz aus Weckhoven berichtete von der Zusammenarbeit mit den Hoistener Nachbarn: "Wir sind auf einem guten Weg, aber das braucht Zeit. Man sollte da nichts überstürzen mit schon wieder neuen Strukturen."

Auch Teile des Klerus sind skeptisch. "Es geht hier immer nur um Strukturen. Es muss aber um das Bild der Priesters und der laienpastoralen Dienste gehen", so Pfarrer Josef Ring aus Holzheim. Auch sein Amtsbruder Wolfgang Vossen aus Weckhoven hat Bedenken, was "das priesterzentrierte Denken" des Erzbistums angeht. Vielen Geistlichen drohe die Überforderung, und viele von ihnen würden daran "kaputt gehen".

Pfarrer Johannes Büsching aus Weißenberg stellte eine grundsätzliche Frage: "Kann man an der Zahl der Priester die gesamte Seelsorge im Erzbistum ausrichten?" Auch Kreisjugendseelsorger Marcus Bussemer hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: "Wir schwimmen mit dem Zeitgeist und holen uns gottlose Wirtschaftsberater ins Haus." Statt dessen solle die Kirche "lieber langfristig querdenken und einfach den Glauben und das Evangelium in den Blick nehmen".

(NGZ)
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