Krise bei der Friedhofsverwaltung in Neuss Stadt suspendiert den Friedhofsleiter

Neuss · Der technische Betriebsleiter kam als „Aufräumer“ und wurde nach nur etwas mehr als drei Jahren aus dem Amt entfernt. Das wirft Fragen auf, die die Politik vielleicht sogar zum Thema einer Sondersitzung machen muss.

 Neuer Friedhofsleiter: Yasin Sentürk (r.), hier mit Mitgliedern der Malteser-Jugend, muss für den Fortgang der Arbeiten auf dem Friedhof sorgen.

Neuer Friedhofsleiter: Yasin Sentürk (r.), hier mit Mitgliedern der Malteser-Jugend, muss für den Fortgang der Arbeiten auf dem Friedhof sorgen.

Foto: Stadt Neuss

Die Friedhofsverwaltung bleibt Großbaustelle. Das Chaos in der Buchhaltung, das über Jahre die Aufstellung eines Gesamtabschlusses und damit eine solide Gebührenkalkulation verhindert hatte, ist zwar aufgearbeitet. Die dabei aufgedeckten Verluste trüben allerdings noch lange die Bilanz – und sind indirekt für einen Gebührensprung von durchschnittlich zwölf Prozent in 2019 verantwortlich. Doch jetzt wurde den Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung eröffnet, dass einer der „Aufräumer“ vom Dienst suspendiert ist. Im Rathaus ist von einem GAU die Rede, dem größten anzunehmenden Unglück.

Die drastische Personalentscheidung, den technischen Betriebsleiter mit sofortiger Wirkung von seiner Aufgabe zu entbinden, wirft Fragen auf. Wie die nach den Ursachen. Matthias Welpmann, der zuständige Beigeordnete, spricht von einer laufenden Personalangelegenheit und bestätigt nur: Ein Skandal liege nicht vor. „Nichts, was mit den Vorfällen der Vergangenheit vergleichbar wäre“, fügt er hinzu. Strafrechtliche Gründe für die Beurlaubung gibt es nicht, fachlich war dem Betriebsleiter in seinen nur gut drei Dienstjahren in Neuss auch nichts vorzuwerfen, bestätigt Ingrid Schäfer (CDU) aus eigener Anschauung. Sie zeigte sich mehr als überrascht über diese Abberufung.

Daraus resultiert: Die Gründe für die Suspendierung sind im „Zwischenmenschlichen“ zu suchen. Dafür kann der – derzeit krank gemeldete – Mitarbeiter nicht gekündigt werden. Doch weiß man offenbar nicht, wo und wie er eingesetzt werden kann. Und es muss ein Nachfolger gefunden werden. So lange führt Yasin Sentürk, bisher Stellvertreter, den Regiebetrieb mit knapp 45 „grünen“ Mitarbeitern.

Eine Frage, die noch keiner stellt, heißt: „Wie konnte die Situation bei den Friedhöfen so weit eskalieren, ohne dass es den Personalverantwortlichen auffiel?“. Michael Klinkicht (Grüne), Vorsitzender des für die Friedhöfe zuständigen Umweltausschusses, fordert nun einen Bericht der Verwaltung zu diesen Vorgängen an. „Danach werde ich entscheiden, ob wir eine Sondersitzung des Ausschusses brauchen.“ Denn der tagt turnusmäßig erst im Frühjahr wieder.

Wenn hinter vorgehaltener Hand von unhaltbaren Zuständen die Rede ist, hat Klinkicht zumindest einen Verdacht, woher der aufgestaute Unmut kommt: die von dem technischen Leiter vorgeschlagene und durchgesetzte Zusammenfassung der Mitarbeiter in der Grünpflege auf den Friedhöfen. Das habe zu „Reibungswiderständen“ geführt, bestätigt Schäfer.

In dieser einen Sache hat Welpmann schon nachgebessert. Es werde keine Rückkehr zu dem alten Modell geben, wo die Friedhofsgärtner einzelnen Anlagen fest zugeordnet waren, lässt er über die Pressestelle erklären. Aber er will auch nicht mehr an einer Großkolonne festhalten, die auf Tournee über alle Friedhöfe der Stadt geschickt wird. Statt dessen sollen Mini-Kolonnen gebildet werden, die wieder ortsnah eingesetzt werden. Wer früher für den Friedhof Norf zuständig war, soll zum Beispiel der Kolonne Neuss-Süd angehören und nur dort eingesetzt sein. „Ich war immer für dieses Ortsprinzip“, sagt Klinkicht.

Dieses Problem wird aber sicher nicht alleiniger Grund der jüngsten Krise sein. „Der Stachel“, sagt Klinkicht, „sitzt da wohl tiefer im Fleisch als von uns gedacht.“

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