Neuss hilft Lebensrettende Spenden für die Ukraine

Neuss · Noch immer herrscht in der Ukraine Krieg, insbesondere für Krankenhäuser und Rettungskräfte ist die Lage brenzlig. Benötigt werden vor allem medizinische Hilfsgüter – Hilfe kommt aus der Region.

 Neben medizinischen Hilfsgütern spendeten die Johanniter vom Niederrhein und das evangelische Bethesda-Krankenhaus aus Mönchengladbach auch drei Krankentransportwagen an den Verein „Neuss hilft“ zur Übermittlung in die Ukraine.

Neben medizinischen Hilfsgütern spendeten die Johanniter vom Niederrhein und das evangelische Bethesda-Krankenhaus aus Mönchengladbach auch drei Krankentransportwagen an den Verein „Neuss hilft“ zur Übermittlung in die Ukraine.

Foto: Andreas Woitschützke

In der Ukraine kämpfen Ärzte und Rettungskräfte um das Überleben ihrer Patienten – mitten im Krieg. Ein Krieg, der seit neun Jahren andauert. Ein Krieg, der mit dem 24. Februar 2022 zeigte, „dass diese Brutalität keine Grenzen hat“, so Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine aus Düsseldorf. Ein Krieg, bei dem Menschen ermordet, Krankenhäuser geplündert, Hilfseinrichtungen zerstört werden. Umso wichtiger sei es nun, lebensrettende Hilfsgüter zu spenden. Gemeinsam mit dem evangelischen Bethesda-Krankenhaus aus Mönchengladbach stärkten die Johanniter vom Niederrhein die Ukrainehilfe des Vereins NeussHilft mit einer Spende aus medizinischen Hilfsgütern. „Wir haben doch lange weggeschaut, wenn wir ehrlich sind“, findet Richard Krings aus dem Regionalvorstand Johanniter-Unfall-Hilfe Regionalverband Niederrhein und bezieht sich dabei auf die neun Jahre Krieg.

Insgesamt wurden drei Krankentransportwagen im Wert von etwa 70.000 Euro – der Anschaffungspreis liegt im sechsstelligen Bereich – gespendet, die insbesondere für den geschützten Transport von verletzten Personen im Winter benötigt werden. Weiter wurden medizinische Hilfsgüter wie ein Defibrilator, Beatmungsgerät und warme Einsatzkleidung gespendet. Die Ware besteht größtenteils aus Restbeständen, kann aber sorglos weiter genutzt werden. „Hier entsteht keine Lücke. Uns wird nichts weggenommen, was wir brauchen könnten“, so Krings. Antibiotika und Schmerzmittel kommen seitens des Bethesda-Krankenhauses, die von Apotheker Tobias Kawe auf Basis der benötigten Medikamente zur Notversorgung von Schwerverletzten in der Ukraine zusammengestellt wurden. „Die Spende ist unfassbar großzügig und hilfreich für die Ukraine“, so Max Lennertz, erster Vorsitzender von NeussHilft.

Die Aktion wurde auf Initiative von NeussHilft ins Leben gerufen. Thomas Hafner aus dem Vorstand des Vereins ist verantwortlich für die Vermittlung und die Zusammenarbeit. Anfang Februar wurde dann die Spende beim Runden Tisch der Johanniter besprochen, die Akquirierung schnell organisiert. „Wir rücken zusammen und helfen. Das ist übrigens eine Sache, die hier in Neuss einmalig ist“, findet Lennertz. Die Spende wird gebraucht, sie rettet Menschenleben. Noch in diesem Monat soll sie in den Osten der Ukraine, nach Charkiw, transportiert werden.

Vor Ort sei die Lage „katastrophal“. Lennertz spricht von einem „ständigen Ringen um lebensbedrohliche Maßnahmen.“ Erst im vergangenen Jahr spendeten die Johanniter einen Krankentransportwagen an NeussHilft. Während des Einsatzes in der Ukraine wurde dieser zerstört, der mittzwanziger Fahrer verstarb. Auch wenn der Transporter nicht explizit einschusssicher gerüstet war, so war er dennoch mit dem internationalen Zivilschutzsymbol ausgestattet. „Doch das hat die russische Armee nicht davon abgehalten, den Wagen trotzdem zu zerstören“, so Krings.

Trotz der brisanten Lage in der Ukraine nehme man in Deutschland eine zunehmende Kriegsmüdigkeit wahr, die Hilfsbereitschaft nehme ab, werde aber weiter benötigt. „Auch wir sind erschöpft“, so Lennertz. „Aber wir geben nicht auf.“ Auch an dem Wiederaufbau wolle man sich künftig beteiligen. „Der Durchhaltewillen der Ukrainer ist unfassbar. Ich verbeuge mich vor den Frauen und Männern mit allertiefsten Respekt“, betont der Vorsitzende. Auch Hermann Gröhe, ehemaliger Bundesgesundheitsminister und Unterstützer von NeussHilft, ist der Überzeugung: „Die Solidarität muss den längeren Atem haben. Aber wenn der Angreifer den längeren Atem hat, dann ist die Freiheit – nicht nur in der Ukraine, sondern für uns alle – verloren.“

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