ISR in Neuss Kreis schaltet sich in Debatte um Internationale Schule ein

Neuss · Dass die Internationale Schule am Rhein (ISR) Insolvenz angemeldet hat, beschäftigt auch die Akteure im Rhein-Kreis. Denn IHK und Kreis gehören zu den Gesellschaftern jener Firma, über die die ISR ihre Mietzahlungen abwickelt.

 Die Internationale Schule verfügt über eine beeindruckende Architektur, die Farbgebung erinnert an ein Bild des niederländischen Malers Piet Mondrian.

Die Internationale Schule verfügt über eine beeindruckende Architektur, die Farbgebung erinnert an ein Bild des niederländischen Malers Piet Mondrian.

Foto: Lothar berns

Die Zukunft der Internationalen Schule (ISR) beschäftigt auch die Akteure aus dem Rhein-Kreis. Einigkeit herrscht darüber, dass die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Privatschule fortgeführt werden sollte. Doch über die Bedingungen dafür wird heftig diskutiert.

Größter Fürsprecher ist derzeit IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen. "Wir sollten auf das Wesentliche achten", meint er. "Nämlich die 550 Kinder, die eine sinnvolle Perspektive brauchen." Im Sinne der Kinder werde die IHK — sie ist Gesellschafter der Firma, über die die ISR ihre Mietzahlungen abwickelt — alles daran setzen, ihren Beitrag zum Fortbestand der ISR zu leisten. "Die Internationale Schule ist ein grandioses Werbemittel für die Stadt Neuss, das sollte nicht leichtfertig aufgegeben werden", meint der IHK-Chef.

Zu einem ebenso deutlichen Plädoyer kann sich Landrat Hans-Jürgen Petrausche — der Rhein-Kreis ist ebenfalls Gesellschafter — nicht durchringen. Natürlich hoffe er auf einen guten Ausgang des Insolvenzverfahrens und ein Weiterbestehen der Schule. "Aber die ISR muss in der Lage sein, wirtschaftlich zu arbeiten", sagt Petrauschke. Er möchte zunächst die Ergebnisse des vorläufigen Insolvenzverwalters Georg Kreplin abwarten, bevor Entscheidungen getroffen werden.

Die Schule selbst hatte die Stundung ihrer Mietzahlungen vorgeschlagen, war damit im Kreis der Gesellschafter aber insbesondere bei der Neusser Stadtverwaltung auf Ablehnung gestoßen. Die ISR war ins Straucheln geraten, weil sie ihre Wachstumsziele bei den Schülerzahlen in diesem Jahr nicht erreichen konnte. "So ist auch zu prüfen, ob das Angebot der ISR überhaupt auf genügend Nachfrage trifft", sagt Petrauschke.

Ähnlich sieht es Rainer Thiel, Fraktionschef der SPD im Kreistag. Anders als Petrauschke, der vor sechs Jahren zum Befürworterkreis des ISR-Neubaus gehört hatte, dessen hohe Kosten nun die Schule belasten, hatte Thiels Fraktion die Pläne der Internationalen Schule von Beginn an kritisch gesehen.

"Heute zeigt sich, dass wir damit Recht hatten", sagt der SPD-Politiker. Er bemängelt, dass dem Kreistag seit zwei Jahren keine Dokumente über die ISR mehr vorgelegt werden. "In der Anfangszeit wurden wir über die Schülerzahlen und die finanzielle Situation der Schule regelmäßig informiert", berichtet Thiel. Das sei trotz kritischer Nachfragen eingestellt worden mit der Begründung, es handele sich um ein privates Unternehmen.

"Deswegen fragen wir uns schon länger, wie es um die finanzielle Situation der Schule bestellt ist", sagt Thiel. "Man geht schließlich nicht von heute auf morgen insolvent." Der Fraktionschef kritisiert zudem die Entwicklung der Schule zu einer "Ersatzschule" für deutsche Jugendliche.

"Es muss auch geprüft werden, wie international die internationale Schule eigentlich ist", fordert Thiel. Die Grünen — sie standen dem teuren ISR-Neubau vor sechs Jahren ebenfalls kritisch gegenüber — fordern nun eine zügige Aufarbeitung der finanziellen Probleme der ISR. Das sei auch im Sinner der Kinder geboten, sagt Fraktionsvorsitzender Erhard Demmer. Die FDP forderte eine "ungeschminkte Lagebeurteilung". Es sei zu prüfen, ob es sich um behebbare Liquiditätsprobleme handelt, die durch Stundungen gelöst werden könnten, oder um generelle Strukturprobleme, sagte der Neusser FDP-Chef Heinrich Köppen.

(NGZ)
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