Kommunale Großklinik Krankenhaus-Fusion im Rhein-Kreis Neuss ist perfekt
Rhein-Kreis · Rhein-Kreis und Stadt Neuss verständigen sich auf Eckpunkte einer Verschmelzung ihrer Krankenhäuser. Das letzte Wort haben Rat und Kreistag. Die noch namenlose Großklinik soll bis zu drei Geschäftsführer haben.
Im Rhein-Kreis entsteht durch Fusion eine Krankenhausgesellschaft, die mit 3800 Beschäftigten und 1157 Betten bundesweit zur Nummer zehn der Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft aufsteigt. Bislang hatte es zur Verschmelzung der Kreiskrankenhäuser in Grevenbroich und Dormagen mit dem städtischen Lukaskrankenhaus in Neuss zu einer gemeinnützigen GmbH vor allem Absichtserklärungen gegeben, jetzt stehen Beschlüsse an. Die können im Kreistag am 27. und im Rat der Stadt Neuss am 29. März gefasst werden, denn Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Bürgermeister Reiner Breuer haben sich am späten Mittwochabend in einem Spitzengespräch auf Eckpunkte einer Verschmelzung der drei Kliniken geeinigt. „Wir wollen die Fusion jetzt auf den Weg bringen“, sagte Breuer, der diesen Schritt wirtschaftlich und medizinisch vorteilhaft nennt.
Führen soll die Gesellschaft ein Aufsichtsrat, an dessen Spitze ein externer Experte und Kenner des Gesundheitswesens berufen werden soll. Namen wurden noch nicht genannt; Breuer und Petrauschke gaben an, sich nun zeitnah um einen „Mann von Format“ bemühen zu wollen. Sie selbst werden als stellvertretende Vorsitzende die beiden gleichberechtigten Gesellschafter vertreten. Die Städte Grevenbroich und Dormagen, die als Standortgemeinden der Kreiskliniken ebenfalls Zutritt zu diesem Entscheidungsgremium bekommen möchten und dafür auch Geld in die Hand nehmen würden, bleiben außen vor. Petrauschke hat mit den Bürgermeistern beider Städte zwar erst für kommende Woche Gespräche verabredet, stellte aber schon am Donnerstag klar: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir vier oder gar fünf Gesellschafter bekommen“ – falls Korschenbroich als Standort eines Seniorenpflegeheimes auch noch würde mitmischen wollen. Die Größe des Aufsichtsrates ist noch festzulegen, doch soll ein Drittel der Mandate Arbeitnehmervertretern vorbehalten bleiben.
Den Anstoß zur Krankenhausfusion hatte der Kreis schon vor Jahren gegeben, weil seine Krankenhäuser – anders als das kerngesunde „Lukas“ – chronisch defizitär arbeiteten. Seitdem wurde einiges unternommen, um auf Augenhöhe mit dem „Lukas“ zu kommen, erreicht ist das betriebswirtschaftliche Gleichgewicht noch nicht. Und weil die von Stadt und Kreis in Auftrag gegebene wirtschaftliche Bewertung beider Partner noch nicht vorliegt, wissen weder Breuer noch Petrauschke, wie groß die auszugleichende Lücke schlussendlich ist.
Um das Projekt trotzdem forcieren zu können, wurden zwei Punkte vereinbart: Statt einer konkreten Zahl gibt es eine finanzielle Spanne, deren Endpunkte sich die Stadt von ihrem eigenen Berater im Verfahren noch definieren lassen will. Zudem gilt, dass der Stadt im Zuge einer Ausgleichsleistung auch das Recht eingeräumt werden soll, Gesellschafteranteile an den Kreiswerken zu erhalten, die auch im Neusser Süden viele Haushalte mit Trinkwasser beliefern.
Die gleichberechtigten Partner haben ausgeschlossen, dass sich bei Streitfragen eine blockierende Pattsituation ergeben könnte und deshalb einen Einigungszwang verabredet. Nach Petrauschkes Ansicht wird aber schnell Einvernehmen herzustellen sein, „weil es uns ja um die Patienten geht.“
Die neue Großklinik mit drei Standorten tritt mit dem Ziel und Anspruch an, Grundversorgung abzusichern und Spezialisierungen weiterzuentwickeln. Basis einer künftigen Aufgabenverteilung an den Standorten soll das schon vor zwei Jahren erarbeitete medizinische Gutachten sein. Details sind noch zu verhandeln. „Alle drei Standorte sollen in adäquater Weise gestärkt werden“, sagt Petrauschke, der hinzufügt: Veränderungen werde es geben – muss es geben.
Die werden aber nicht so sein, dass auch nur einzelne Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. „Wir wollen ja keine Geschäfte schließen, wir wollen sie erweitern“, sagt Petrauschke. Dazu sei die Erfahrung der Mitarbeiter wichtig – auch die der Geschäftsführer. Von denen soll die noch namenlose kommunale Großklinik im Rhein-Kreis bis zu drei bekommen.