Neuss Koordinator hinterfragt das System der Flüchtlingshilfe

Neuss · Kritik an "chaotischer" Ehrenamtler-Vermittlung.

Neuss: Koordinator hinterfragt das System der Flüchtlingshilfe
Foto: Woitschützke Andreas

Über fehlende ehrenamtliche Unterstützung bei der Flüchtlingssituation kann die Stadt Neuss nicht klagen. Das Gegenteil ist der Fall. "Auf jeden Flüchtling kommt aktuell mindestens ein Ehrenamtler", sagt Stefanie Karst, Koordinatorin der Stadt Neuss für Migration und Flüchtlinge. In der Quirinus-Stadt wird die ehrenamtliche Hilfe für Asylsuchende dezentral von Verbänden koordiniert, die bereits vor der Flüchtlingswelle Ende vergangenen Jahres stark in den jeweiligen Stadtteilen vertreten waren.

Doch die Flüchtlingszahlen sind rückläufig, was dazu führt, dass an manchen Stellen ganze Hilfsnetzwerke an Ehrenamtlern zusammenfallen. Wie in Reuschenberg, als dort die Bezirksregierung Arnsberg die Schule Am Wildpark, die seit September vergangenen Jahres als Flüchtlingsunterkunft diente, Ende Mai vorzeitig hat räumen lassen.

Für Thomas Chronz, Koordinator der Flüchtlingshilfe Neusser Süden, kam das überraschend. Zumal die Nutzungsgenehmigung für die Schule eigentlich bis zum 31. Juli lief. "An dieser Stelle entsteht dann zunächst einmal ein Vakuum", sagt Stefanie Karst bezüglich der Ehrenamtler, die sich zuvor in der Einrichtung engagierten. Die meisten von ihnen kommen aus Selikum, Reuschenberg und Holzheim. Um zu zeigen, dass sie weiter in Neuss gebraucht werden, planen Chronz und seine Kollegen für Freitag, 17. Juni, eine Veranstaltung, bei der aufgezeigt werden soll, was außerhalb von Reuschenberg getan werden kann. Für Chronz hat sich das System der dezentralen Koordinatoren nicht bewährt. So würden die Anfragen von Menschen, die sich ehrenamtlich in der Reuschenberger Flüchtlingshilfe engagieren wollen, nur an die Ehrenamtler, die sich um die stadtweite Koordinierung von Helfenden kümmern, weitergeleitet. "Das scheint nicht vernünftig kommuniziert zu werden. Es ist nach wie vor ein bisschen chaotisch."

Stefanie Karst entgegnet: "Dass Menschen, die in ihrem Stadtteil helfen möchten, an die nächsthöhere Instanz verwiesen werden, ist normal, wenn es in diesem Stadtteil keinen Standort für Flüchtlingsunterbringung mehr gibt. Diese Menschen werden aber nicht im Regen stehen gelassen." Karst lobt die nach wie vor große Hilfsbereitschaft der Neusser Bürger. Was die Verteilung erschwere, sei die Tatsache, dass viele Bürger sich nur in ihrem Stadtteil einbringen möchten oder nur temporär einsetzbar sind.

(NGZ)
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