Konzert in Neuss Stimmungsvolle Einheit von Raum, Klang und Licht

Neuss · Rund drei Stunden ging ein Konzert- und Rezitationsabend in der Christuskirche. Das Gotteshaus war nahezu ausverkauft.

 Nina Hoger und das Ensemble Noisten gastierten in der Christuskirche.

Nina Hoger und das Ensemble Noisten gastierten in der Christuskirche.

Foto: Ensemble Noisten

Die Neusser Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit hatte die Schirmherrschaft über einen Abend übernommen, der unter dem Motto „Licht.Klang.Raum“ eindrucksvoll ganze Welten öffnete. Pfarrer Franz Dohmes forderte die Zuhörer in der nahezu vollbesetzten Christuskirche auf: „Setzen Sie ein Zeichen in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus und unterstützen die jüdische Gemeinde in Neuss.“

Der Abend war als mehr als drei Stunden dauerndes großes Konzert in drei Teilen konzipiert. Zur Serenade spielten Christoph Bruckmann (Querflöte) und Katja Ulges-Stein (Orgel) abendliche Ständchen. Die Christuskirchenkantorin setzte besonders schöne Orgelfarben ein, wenn Christoph Bruckmann Piccoloflöte spielte. Der zweite Teil lud zu Abendliedern aus vier Jahrhunderten ein. Erstmals trat dabei das Vokalensemble der evangelischen Christuskirchengemeinde auf.

Die sieben Frauen- und fünf Männerstimmen, die überwiegend auch in der Kantorei der Christuskirche singen, waren zunächst wirkungsvoll auf beide Galerien verteilt beim Hymnus „All praise to thee, my God“ von Thomas Tallis. Dann zog das Ensemble auf die Orgelempore um, weil Mario Stein einen Chor von Henry Purcell auf der Orgel begleitete. Josef Rheinbergers sechsstimmiges „Abendlied“ erklang schließlich im Chorraum wie auch weitere Gesänge unter anderem von Johannes Brahms und Reijo Kekkonen.

Die Premiere dieses Ensembles gelang auch deshalb wirkungsvoll, weil Chorraum und Decke der Kirche farblich wechselnd und und geschmackvoll illuminiert wurden. Moritz Möller hatte den damit verbundenen aufwändigen Aufbau realisiert und führte auch die Regie.

Das kam auch dem dritten und Hauptteil des Abends zugute, der mit „Tanz über das Leben und den Tod“ überschrieben war. Die Schauspielerin Nina Hoger hatte christliche und jüdische Texte ausgesucht, die sie mit ruhiger, dabei vollkommen klarer Stimme rezitierte.

Die eindrucksvollen Gedichte einer Else Lasker-Schüler, einer Rose Ausländer oder das „Nur eine Rose als Stütze“ der deutschen Schriftstellerin jüdischen Glaubens Hilde Domin fanden ihre „christliche Ergänzung“ in Texten von Dietrich Bonhoeffer, Meister Eckhardt und Augustinus.

Für eine weitergehende Interpretation sorgte das auf jüdische Klezmer-Musik spezialisierte Ensemble Noisten mit Reinald Noisten (Klarinetten), Claus Schmidt (Gitarre, Bouzouki) Andreas Kneip (Kontrabass) und Shanmugalingam Devakuruparan (Tabla und viele weitere indisch-tamilische Schlaginstrumente). Spontane Improvisationen gaben vielen Texten zusätzlichen meditativen Reiz, jüdische „Freylachs“ (Tänze) sorgten am Ende des Konzerts für pure Lebensfreude.

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