Neuss Konzert-Marathon am Tour-Wochenende
Neuss · Das Großereignis "Tour de France" löst viele private Initiativen aus. Equipment dafür ist aber kaum noch zu bekommen.
Am Anfang war der Toilettenwagen. Und die Bierbude. Bevor Werner Galka und Michael Mylord das erste Gespräch mit einer Band suchten, sicherten sie sich das ganze Equipment für eine Großveranstaltung am Wochenende der Tour de France Anfang Juli. Denn das ist - anders als die Musiker - kaum noch zu organisieren. "20 Kilometer im Umkreis der Tourstrecke ist heute kein Schankwagen mehr zu bekommen", sagt Galka, der rechtzeitig Brauereien und Bierverlage abgeklappert hat. Er und Mylord können deshalb melden: Alles klar für den "Räuberabend hoch drei".
Die Tour de France befeuert nicht nur privates Engagement, sie bringt auch bemerkenswerte Koalitionen zustande. Zum Beispiel, dass sich ein Disco-Besitzer - Galka gehört die Wunderbar - und der Pächter eines Brauhauses zusammentun. "Vor zwei Jahren hätten wir das nicht gedacht", sagt Vogthaus-Pächter Mylord. Nun werfen beide ihre Erfahrung in die Waagschale, um am Tour-Wochenende an drei Abenden Live-Konzerte auf dem Münsterplatz zu organisieren. Das Equipment haben sie zusammen, das Sicherheitskonzept ist genehmigt, die Stadt unterstützt. Deshalb glauben beide zuversichtlich, dass die Verlegung des Wochenmarktes am Samstag vor der Tour möglich wird.
Der Münsterplatz werde aussehen wie beim traditionellen Räuberabend - aber "de Räuber" kommen nicht. Stattdessen präsentieren Galka und Mylord - mit Unterstützung der Brauereigruppe Warsteiner/Frankenheim - am Freitag (30. Juni) ab 19 Uhr die Swinging-Company und danach die Band "Rabaue". Am Tour-Sonntag (2. Juli) legt das Showorchester "Swinging Funfares" auf der großen Bühne los, sobald das aus Düsseldorf kommende Fahrerfeld die Stadt in Richtung Mönchengladbach wieder verlassen hat. "Wir wollen die Leute auffangen und in der Stadt halten, die nicht direkt nach Hause wollen", sagt Mylord. Top-Act am Samstagabend wiederum soll die legendäre Deutsch-Rock-Formation "Extra-breit" aus Hagen sein.
Neuss-Marketing wird sich am Tour-Wochenende auf die Veranstaltungsorte Freithof, Markt und Münsterplatz konzentrieren. Geschäftsführer Jürgen Sturm aber sieht die Konzertreihe vor allem als gute Ergänzung - und als Beispiel für private Initiativen, die jetzt die Tour-Durchfahrt in der Etappenstadt bereichern. Ein Schützenspalier auf der Kaiser-Friedrich-Straße hat man ihm schon angezeigt und einen Fackellauf nach der Tour, mit dem Werbung für die nur eine Woche später beginnenden "Special Olympics NRW".
Bürgermeister Reiner Breuer hatte genau auf eine solche Entwicklung gesetzt. "Ich habe immer erwartet, dass sich viele auf den Weg machen und etwas entwickeln", sagt er. Nicht alles, was er hört, sei schon spruchreif, klinge aber "sehr verheißungsvoll". Und er helfe immer auch persönlich gerne weiter.