Geistliches Konzert in Neuss Besinnlicher Karfreitag in der Christuskirche

Neuss · „Wir vier Frauen werden heute einen Klangteppich zur Karfreitagsmusik weben“ sagte Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth zur Begrüßung in der Christuskirche, in der traditionell viele Besucher am Karfreitag der Todesstunde Christi gedenken.

Kantorin Katja Ulges-Stein (Orgel) gab mit „Pari Intervallo“ von Arvo Pärt die Stimmung vor. Die Orgelfassung von 1980 in seinem vom Komponisten so genannten Stil „Tintinnabuli“ war die richtige Einstimmung zu einer Gedenkfeier, in der es um Zusammenbrechen, Verurteilung und schließlich Tod geht. Die vier Stimmen des „Pari Intervallo“, die dritte und vierte (im Pedal) in parallelen Terzen zu den ersten beiden, sind „zerrüttete“ Musik, die wahrlich verstummen ließ.

Zwei geistliche Konzerte für Sopran (Irene Kurka), Violine (Yumiko Shibata) und Orgel von Johann Hermann Schein sowie zwei Choräle von Johann Sebastian Bach waren klanglicher Kommentar zur Passionsgeschichte aus dem Johannes-Evangelium. Kathrin Jabs-Wohlgemuth interpretierte zudem: „Gefesselt und gefangen sind auch wir manchmal in unseren Vorurteilen. Wer öffnet die Türen, macht Gefangene frei? Der Gekreuzigte, der, selbst schutzlos, bis zum Letzten dem Menschen zugewandt blieb.“ Irene Kurka sang mit klarem, in den Höhen lichten Sopran „Christus, der uns selig macht“, auf der Violine einfühlsam von Yumiko Shibata begleitet, die mit zartem und makellosen Spiel auch ein „Largo“ aus einer Bach-Sonate zelebrierte. Im Mittelpunkt stand ein knapp 20minütiges Werk des Münchner Kompositionsprofessors Enjott Schneider (68), der auch berühmte Filmmusiken geschrieben hat („Schlafes Bruder). Für „Tenebrae“, einem Tropus für Sopran, Violine und Orgel, wählte er 1990 Worte aus der Liturgie des Karfreitags. „Und Dunkelheit brach herein“, trotz einzelner Töne sehr lautmalerisch und einen Bogen zu Arvo Pärt schlagend. Die eindrucksvolle Komposition macht Schmerz, lautes Rufen „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ für die Zuhörer auch körperlich nachvollziehbar. Nach dem Aufschrei wird der Tropus zitiert: „Tenebrae factae sunt“ aus der gleichnamigen Motette des Bach-Zeitgenossen David Perez.

Enjott Schneider macht mit einer von Irene Kurka mitfühlsam gesungenen „Amen“-Coda Hoffnung. Und auch Kathrin Jabs-Wohlgemuth sah Licht in der Dunkelheit, „denn auch die Dornenkrone ist letztendlich für uns Glaubende ein blühendes Lebenszeichen.“

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