Kommunalwahl 2020 in Neuss Neue Frauen braucht die Neusser SPD

Neuss · Das Personaltableau für die Kommunalwahl 2020 steht. Die Sozialdemokraten wollen in elf von 29 Wahlkreisen Frauen aufstellen - vier mehr als zuletzt. Erneuerungsprozess wird fortgesetzt. Fünf Bewerber werden jünger als 30 Jahre sein.

Fotos: Neue Frauen braucht die Neusser SPD
12 Bilder

Neue Frauen braucht die Neusser SPD

12 Bilder
Foto: dpa/Michael Kappeler

Weiblicher, jünger, bunter. „Unser Kandidatentableau wird ein Spiegelbild der Gesellschaft sein“, hatte Sascha Karbowiak (31) mit Blick auf die Kommunalwahlen im Herbst 2020 immer wieder angekündigt. Wenn die Vorzeichen nicht täuschen, wird der Neusser SPD-Chef demnächst dem Stadtparteitag eine Bewerberliste für die 29 Stadtratswahlkreise vorlegen, die seinen eigenen Ansprüchen zumindest nahe kommt. Elf der 29 Wahlkreise kann die SPD mit Frauen besetzen; zuletzt waren es 2015 nur sieben gewesen. Fünf Bewerber werden am Wahltag unter 30 Jahre alt sein und wer einen Ridvan Ucer (55) aufbietet, als Streetworker Ritchie nicht nur in Erfttal bekannt, der darf getrost behaupten, auch offen für „bunte Vögel“ zu sein. Auch der Senior ist ein Neuling, aber einer mit bekanntem Gesicht: Udo Fischer (65), DGB-Chef im Rhein-Kreis Neuss.

Das Personaltableau der Sozialdemokraten hat offenbar die Zustimmung der vorgeschalteten Parteigremien, so dass es als offizieller Vorstandsvorschlag den Mitgliedern beim Aufstellungsparteitag am 2. November (10 Uhr, Wetthalle auf dem Rennbahn-Gelände) vorgelegt wird. Auf Anfrage der NGZ bestätigt SPD-Vorsitzender Sascha Karbowiak, dass es „einen einvernehmlichen Vorschlag“ gibt, so dass er „keine Kampfabstimmungen“ erwartet, die aber weiterhin möglich seien: „Jedes Mitglied kann sich melden; auch noch kurzentschlossen in der Aufstellungsversammlung.“

Die für die SPD in Neuss besonders wichtige Reserveliste wird aber erst im Mai nächsten Jahres aufgestellt. Mit dem späten Termin übernimmt Vorsitzender Karbowiak ein Verfahren seines Vorgängers Benno Jakubassa, der einmal zu der Feststellung kam: „Wenn die Liste steht, dann ist für einige bei uns der Wahlkampf schon beendet.“ Wer mag, kann also die Monate zwischen Wahlkreis-Besetzung und Listen-Aufstellung getrost als „Probezeit“ für die Bewerber ansehen.

Mit Harald Adolfs, Marc Bohn, Christian Holz, Mirza Kehonjic-Thiede, Peter Ott und Otto Schwache werden sechs der aktuell 19 SPD-Stadtverordneten nicht in den Rat zurückkehren. Bekanntester Aussteiger ist Peter Ott (67), der seit 1999 im Rat sitzt und Planungsexperte seiner Fraktion ist: „20 Jahre sind genug.“ Er gehe ohne Groll und freue sich, dass seine Erfahrung und Kompetenz künftig auch als Sachkundiger Bürger noch gefragt sei. Mit dem Streit um die Kreistagskandidaturen im Bereich seines Ortsvereins Neuss-Süd (Gnadental, Grimlinghausen, Uedesheim, Erfttal, Derikum), der zum Parteiaustritt des langjährigen Abgeordneten Harald Holler geführt hatte, habe sein Rückzug nichts zu tun, versichert Ott „Das war nicht ausschlaggebend.“

Schwappte 2015 mit Karbowiak, Heinrich Thiel (30), Michael Ziege (32) & Co. die erste SPD-Jugendwelle in den Rat, rollt nun eine zweite an, der nun auch junge Frauen wie Juliana Conti (28), Gina Jacobs (28) oder Natascha Ernst (27) angehören. Jacobs, die Soziologie und politische Kommunikation studierte, schreibt derzeit an ihrer Promotion. Seit 2012 ist sie in der Partei aktiv. Sie stellt sich als Kandidatin für den Rat zur Verfügung, weil sie ihren Beitrag zur Erneuerungsdebatte in der SPD leisten will, die werde „in Neuss hervorragend“ realisiert. Überparteilich sei es ihr Ziel, die Bürgerschaft und Politik über neue Kommunikationsformate wieder besser ins Gespräch zu bringen, um den Populisten Grenzen aufzuzeigen: „Der Eindruck von Politik ist zu negativ. Sie ist besser als sie oft dargestellt wird.“ Den Benjamin stellen aber die Männer: Enrico Braun (25), Reuschenberger Schützenkönig 2018/19, will in Weckhoven-Ost kandidieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort