Der Kreis wie er singt und lacht Klug ausgewählt

Der Kreis wie er singt und lacht · Gelungener Start mit Michael Frowin und Jochen Kilian und ihrem Programm aus Kreisler-Liedern und Kabarett

Ganz gediegen im Anzug (aber ohne Krawatte) betreten Michael Frowin und sein Begleiter am Klavier, Jochen Kilian, die Bühne im Theater am Schlachthof (TaS) und fangen ohne Federlesens mit dem an, was sie den Zuhörern an diesem Abend nahe bringen wollen: "Taubenvergiften für Fortgeschrittene". Ein Programm, das erst vor kurzem Premiere hatte und der aktuellen "Sommerkabarett"-Reihe des TaS gleich einen Start beschert, der die Messlatte für die noch folgenden drei Abende hoch legt.

Dabei ist es nicht allein die Auswahl der wunderbaren Lieder von Georg Kreisler (ganz geschickt: das berühmte "Tauben vergiften" kommt erst als krönende Zugabe), die die knapp zwei Stunden zum puren Vergnügen machen. Der 1969 in Marburg geborene Künstler Frowin ist nämlich ein Tausendsassa auf und hinter der Bühne. Conferencier, Chansonier, Schauspieler, Autor, Regisseur — er kann und macht alles, hat die entsprechenden Ausbildungen genossen und zeigt mit Programmen wie diesen, dass er es versteht, alle Professionen unter einen Hut zu bringen.

Zum Wohle des Publikums, denn egal, ob Michael Frowin mit Kreisler beglückt davon singt, dass ihn seine Frau verlassen will, er sich verzweifelt fragt, was für ein "Ticker" ein Poli-tiker wohl ist, jammernd das Elend des "armen einäugigen Elschen" beklagt oder sich als Zeitgenosse darüber mokiert, dass wir in "einer Zeit des Mineralwasser light" leben — er findet nicht nur den richtigen Ton, sondern macht aus jedem Gesang- und Wort- auch ein Schaustück. Mit wohldosierter Mimik und Gestik.

Jochen Kilian ist ihm dabei ein kongenialer Begleiter. Die beiden, die auch schon am Theater Mönchengladbach/Krefeld zusammengearbeitet haben, sind bestens aufeinander eingespielt. Gleichzeitig aber scheinen sie sich selbst Luft für Improvisation zu lassen und vermeiden jeden Anschein des Allzuperfekten. So überzeugt der Abend nicht nur mit einem klug ausgewählten Programm an Liedern, die dramaturgisch geschickt mit kabarettistischen Kabinettstückchen über Menschen und kuriosen Gerichtsurteilen umbaut sind, sondern auch durch den Charme der beiden Künstler.

Und wie gut, dass Michael Frowin "aus beruflichen Gründen" so viel unterwegs ist! Mit der Bahn und sogar auf einem Kreuzfahrtschiff, wo er die merkwürdigsten Begegebnungen hat und seltsame Menschen kennen lernt. Wie die Berlinerin, die am abendlichen Straßenverkehr in Kamerun sich vor allem über eines wundert: "Jetzt sind die Menschen schon schwarz und fahren noch ohne Licht!" Aber wie heißt es doch so schön bei Georg Kreisler: "Und wenn's nicht wahr ist, dann ists erfunden!"

Info Nächster Termin beim Sommerkabarett: Freitag, 7. August, 20 Uhr, mit Volker Diefes und seinem Programm "Ein Bauch ist schon mal ein Ansatz".

(RP)
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