Neuss Kliniken im Kreis top bewertet

Neuss · In einer Studie hat die AOK untersucht, welche Kliniken im Rheinland nach Operationen an Gallenblase, Knie- und Hüftgelenken besonders wenige Komplikationen verzeichnen. Vier Häuser aus dem Kreis Neuss gehören dazu.

Es war eine medizinische Sensation: Im Jahr 1890 setzte der Berliner Chirurg Themistocles Gluck seinem Patienten das erste künstliche Kniegelenk ein — hergestellt aus Elfenbein, im Knochen verankert mit Harz, Bimsstein und Gips. Mittlerweile zählen derartige Operationen längst zur medizinischen Routine: In Nordrhein-Westfalen erhalten jährlich etwa 30 000 Patienten ein neues Kniegelenk und 35 000 eine künstliche Hüfte.

Doch wie komplikationslos ein solcher Eingriff verläuft, hängt auch von der Wahl der Klinik ab. Die AOK hat in einer neuen Studie die Behandlungsqualität in Krankenhäusern im Rheinland untersucht. Im Rhein-Kreis Neuss schnitten vier Kliniken besonders gut ab. Für die Bewertung analysierten die Statistiker, wie oft ein AOK-Patient mit einem neu eingesetzten Hüft- oder Kniegelenk oder einer entfernten Gallenblase im Jahr nach der Operation an Komplikationen litt.

Sind Knie- oder Hüftgelenke eines Patienten verschlissen und müssen ersetzt werden, so gehören das St. Elisabeth Hospital Meerbusch und die Rheintorklinik des Neusser Lukaskrankenhauses zu den Kliniken, die nach einer solchen Operation die niedrigste Komplikationsrate aufweisen. Damit zählen sie auf diesem Gebiet zu den 20 besten Häusern deutschlandweit. Zwei Häuser im Kreis — das Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss und das Kreiskrankenhaus Dormagen — wurden für die Operation von Kniegelenken nur mit "unterdurchschnittlich" bewertet.

Muss ein gebrochenes Hüftgelenk operiert werden, ist das Kreiskrankenhaus Dormagen laut der Studie allerdings die Klinik mit der höchsten Behandlungsqualität.

Erstmals untersuchte die AOK auch, in welchen Kliniken die Patienten nach einer Gallenblasen-Entfernung größtenteils beschwerdefrei waren. Das Kreiskrankenhaus Grevenbroich schnitt bei diesem Eingriff besonders gut ab. "Die Studie soll eine Orientierungshilfe für Patienten sein, die eine Operation vor sich haben und sich einen Überblick verschaffen wollen", sagt André Maßmann, Sprecher der AOK Rheinland/Hamburg.

In die Bewertung flossen neben der Zahl der Folge-OPs und chirurgischen Komplikationen auch Thrombosen und Sterbefälle ein. Dass es in der Behandlungsqualität eklatante Unterschiede zwischen den Kliniken gibt, führt Maßmann auf mehrere Faktoren zurück: "Die Abläufe im Krankenhaus, Nachsorge und Pflege spielen eine Rolle — aber auch die medizinische Qualität." In Gesprächen mit den Kliniken, die im Ranking schlecht abschnitten, will die AOK nun klären, wie sich diese verbessern lässt. Denn Komplikationen sind nicht nur unangenehm für den Patienten — sondern auch teuer für die Kasse.

(NGZ)
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