Immer mehr Schäden durch extreme Wetterereignisse Neuss bereitet sich auf Klimawandel vor

Neuss · Schäden durch extreme Wetterereignisse mehren sich - auch in Neuss. Damit wird Klimaanpassung zur Aufgabe der Kommunalpolitik.

 Hochwasser war in Neuss bislang immer nur im Frühjahr ein Problem. Doch das wird nicht so bleiben. Und auch darauf muss die Stadt vorbereitet sein.

Hochwasser war in Neuss bislang immer nur im Frühjahr ein Problem. Doch das wird nicht so bleiben. Und auch darauf muss die Stadt vorbereitet sein.

Foto: Dennis Oswald

Der Pfingststurm „Ela“ im Jahr 2014 und das Sturmtief „Rainer“ im Juni 2009 waren in den vergangenen 15 Jahren die Naturereignisse, die im Rhein-Kreis die schwersten Schäden verursachten. Den durchschnittlichen Gesamtschaden durch Sturm, Hagel oder Starkregen beziffert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer gerade vorgelegten Auswertung auf 1821 Euro pro betroffenem Gebäude. Und das waren bei „Ela“ immerhin 18,2 Prozent. „Die Zahlen belegen, wie verheerend Naturgewalten sein können“, sagt GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Doch während der Verband schlussfolgernd rät, „Immobilien gegen alle Wetterrisiken abzusichern“, kommt der Neusser Umweltdezernent Matthias Welpmann zu einer anderen Forderung: „Umsetzen“, sagt er — zum Beispiel das eigene Klimaanpassungskonzept.

Klimaanpassung und Klimaschutz sind für Welpmann zwei Seiten der gleichen Medaille. Über Klimaschutz wird in der Stadt schon lange gesprochen – und danach zu handeln versucht. Energieeffizienz und Energieeinsprung bei allen Vorhaben mitzudenken, ist inzwischen Standard, die Stadt auch deswegen mit dem „European Energy Award“ ausgezeichnet worden. An Maßnahmen zum Klimaschutz weiter zu arbeiten sei richtig, sagt Welpmann. Ihm geht es jedoch zunehmend darum, die Stadt so umzugestalten, dass sie für die Folgen des Klimawandels gewappnet ist. Das würde die Bürger und ihr Hab und Gut ebenso schützten wie die städtische Infrastruktur. „Denn, machen wir uns nichts vor: Der Klimawandel findet schon statt“, sagt Welpmann.

Damit die Umgestaltung zielgerichtet geschehen kann, hat die Stadt an dem Modellversuch des „European Climate Award“ (eca) teilgenommen. Die Ergebnisse einer ersten Bestandsaufnahme werden dem Rat am 28. September vorgestellt. Geht es nach Welpmann, erteilt dieser den Auftrag, in ein förmliches Zertifizierungsverfahren einzusteigen. Denn die erste Analyse zeigt: Da ist Luft nach oben. Nur 221 von 493 (das entspricht 45 Prozent) möglichen Punkten hätte die Stadt derzeit zu erwarten.

Wie sich die Städte in NRW auf den Klimawandel vorbereiten können
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Foto: Anne Orthen

Die Stadt – andersherum betrachtet – startet also nicht bei Null. Wichtigstes Ass im Ärmel: die bereits erarbeitete „Handlungskarte Klimaanpassung“. Sie zeigt Grün- und Freiflächen, die für das Stadtklima relevant sind, ebenso auf wie - gegenwärtige und zukünftige – Hitzebelastungs-Zonen oder Gebiete, die durch Starkregen gefährdet sind.

Die eac-Analyse weist auf diese Karte gezielt hin, wenn sie der Stadt Handlungsempfehlungen aufzeigt. Eine davon zielt auf eine noch fehlende Untersuchung zum Potenzial an Retentionsflächen ab, wo sich bei Starkregen das Wasser sammelt und versickern kann. Auch ein Begründungskonzept wird eingefordert und ein „Klimaanpassungsleitbild“, das in allen Prozessen der Stadtplanung zugrunde gelegt wird. So greift auch für Welpmann eins ins andere: Innenstadtbegrünung, Verkehrswende und eine Entsiegelung von Flächen würden – konsequent berücksichtigt – die Stadtstruktur verändern. „Und das bremst den Temperaturanstieg an heißen Tagen – gerade in der Innenstadt.“

Der deutsche Klimaschutzplan
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Foto: AP

Stadtbegrünung und Starkregenschutz stellt Welpmann obenan. In Münster, sagt er, „muss man im Rat Starkregen nicht mehr erklären.“ Dort ist man durch eine harte Schule gegangen: Keine andere Stadt, so der GDV, war stärker von extremen Wetterereignissen getroffen.

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