Neuss Klein, gemütlich, bodenständig

Neuss · Neuss Was für seine Würstchen gilt, soll auch für seine Träume gelten: platzen sollen sie nicht. Deshalb ist Josef Kremer seit Wochen und Monaten jeden Tag von früh bis spät auf den Beinen, um aus dem Neusser Weihnachtsmarkt einen Erfolg zu machen.

 Für den Neusser Weihnachtsmarkt hat der Organisator Josef Kremer (l.) auch im vierten Schuljahr der Pestalozzischule in Grimlinghausen Unterstützung gefunden.Schulleiterin Maria Meyen und die Kinder gaben ihm dort viele Pakete mit, die sie als Schmuck für den Tannenbaum vor dem Münster gebastelt haben.

Für den Neusser Weihnachtsmarkt hat der Organisator Josef Kremer (l.) auch im vierten Schuljahr der Pestalozzischule in Grimlinghausen Unterstützung gefunden.Schulleiterin Maria Meyen und die Kinder gaben ihm dort viele Pakete mit, die sie als Schmuck für den Tannenbaum vor dem Münster gebastelt haben.

Foto: Woi

Neuss Was für seine Würstchen gilt, soll auch für seine Träume gelten: platzen sollen sie nicht. Deshalb ist Josef Kremer seit Wochen und Monaten jeden Tag von früh bis spät auf den Beinen, um aus dem Neusser Weihnachtsmarkt einen Erfolg zu machen.

Der Holzheimer Schausteller mit einem guten Ruf als Grillmeister ist zum ersten Mal Veranstalter, nachdem die Agentur Grobi nach einer Insolvenz im Vorjahr aus dem Rennen war. Und er will die Chance nutzen, mit einem überzeugenden Markt in diesem Jahr den Zuschlag für weitere Jahre zu bekommen.

Sein Konzept: klein, gemütlich, bodenständig. "Kein Weihnachtstraum, der wie eine Seifenblase zerplatzt", sagt er mit einem Seitenhieb auf seinen Vorgänger, der seinen Markt so benannt hatte. Kremers Motto: "Auf dem Markt soll Geld verdient werden, nicht mit dem Markt." Deswegen stellt er - wie das schon der City-Treff beim Thema Hansefest erfolgreich vorgemacht hat - stärker auf die Händler ab, die Marktbeschicker. Ihre Zufriedenheit soll die Grundlage für einen Neuaufbau des Marktes liefern.

Im Juni bekam Kremer vom Rat den Zuschlag, 2007 den Weihnachtsmarkt organisieren zu dürfen. Mitbewerber, in deren Konzept Sponsoren eine große Rolle spielen, zögerten angesichts der Kürze der Vorbereitungszeit - und waren auch deshalb bei der Politik nicht erste Wahl. Kremer nahm die Herausforderung an. Sponsoren braucht er nicht.

"Wissen Sie", sagt er, "was uns Schausteller auszeichnet, ist die Gabe der Improvisation." Diese Gabe half dem "Berufsflexibilisten" noch am Donnerstag der Vorwoche, als ihm die Feuerwehr seinen fertigen Aufbauplan mit einer neuen Rettungsschneise durcheinander wirbelt. Zu diesem Talent kommen in Kremers Fall noch großer Einsatz - "14 Tage haben wir allein in den Bäumen am Münsterplatz gehangen, um sie mit LED-Lichterketten zu schmücken" - und weit verzweigte Kontakte.

Die halfen ihm, in nur fünf Monaten einen attraktiven Weihnachtsmarkt mit 32 Buden, Mittelaltermarkt, Gastronomiezelten, Kinderkarussell und breit angelegtem Bühnenprogramm auf die Beine zu stellen. Kontakte und Glück. Der Neusser Wilfried Pohl zum Beispiel, der in Oberammergau das Schnitzhandwerk erlernt hat, meldete sich bei Kremer, um ihm mit seiner Großkrippe und Schnitzvorführungen für die Kinder zu unterstützen.

Viele der Händler stammen aus Neuss: die Reuschenberger Firma Schnitter mit Christbaumkugeln, die Uedesheimer Bäckerei Klein mit ihrem goldprämierten Stollen, Eva Kersting mit Figuren und Weihnachtsdekorationen, Richard und Anita Siegert mit Holzspielzeug - und natürlich Kremers Imbissstand mit "Würstchen von Meisterhand."

Um nur einige zu nennen. Allerdings, so merkt er an: "Viel zu Essen gibt es auf dem Markt nicht." Dafür aber auch einen Stand, den viele Neusser sicher nicht gerne sehen werden, bietet er doch Krims-Krams wie die ungeliebten Fan-Schals an. "Die sollen mal nicht schimpfen", bittet Kremers, der auch eine Nachfrage nach solchen Dingen in Neuss sieht.

Anders als in den Vorjahren, wechseln die Anbieter nicht, sondern sind im Kern vier Wochen vor Ort. Ausnahme: Ein Stand, den sich vier soziale Organisationen teilen. Oder der Stand, in dem sich die Brudermeister und Vorsitzenden der Neusser Schützenvereine Tag für Tag am Zapfhahn abwechseln, um zugunsten der Kinderkrebsklinik Krombacher Pils in Gläser zu füllen. Woher das kommt? "Gesponsert", sagt Kremer. Man pflegt schließlich gute Kontakte.

(NGZ)
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