Neuss Klavierkonzert mit Stehplätzen

Neuss · Das Konzert des Piano-Duos "GrauSchumacher" verschaffte dem 13. Inselfestival Hombroich einen fulminanten Start. Die Veranstaltungshalle auf der Raketenstation platzte aus allen Nähten.

 Das Piano-Duo Andreas Grau (l.) und Götz Schumacher eröffneten das 13. Inselfestival.

Das Piano-Duo Andreas Grau (l.) und Götz Schumacher eröffneten das 13. Inselfestival.

Foto: Kultur&Projekte

Verheißungsvoller hätte das "13.Inselfestival Hombroich" nicht beginnen können: Zum Eröffnungskonzert in der Veranstaltungshalle der Raketenstation drängten sich die Zuhörer, und trotz zahlloser zusätzlich aufgestellter Stühle mussten bis zur Pause einige Gäste stehen.

Das Klavierduo Andreas Grau und Götz Schumacher hatten die Organisatoren zum Festival-Auftakt verpflichtet. Die international gefragten Pianisten haben — bei technisch selbstverständlich untadeligem Spiel — einen Verschmelzungsgrad erreicht, der dem Zuhörer beinahe vorgaukelt, nur einen Interpreten am Klavier zu erleben. Die Übereinstimmung in den unterschiedlichen Ausdrucksfacetten und den Anschlagsnuancen ist einfach frappierend!

Zärtliche Melodien

GrauSchumacher zeichnen sich durch außergewöhnliche Programme aus — Überkommenes und Neues wissen sie klug zu kombinieren. So bauen sie bei ihrem Publikum, das auf der Raketenstation mit erfreulich viel Jugend durchsetzt war, die Scheu vor "Unerhörtem" ab. Zu Beginn faszinierten die Gäste mit der Fantasie f-Moll D940 aus dem Jahr 1828, deren ausdrucksvolle Tragik Franz Schuberts nahes Ende erahnen lässt. Massive Akkordpassagen wechseln mit zärtlichen Melodien ab, die innere Zerrissenheit des Komponisten wurde durch die sehr dichte und ernste Wiedergabe überdeutlich.

Aus Claude Debussys später Schaffensperiode stammen die als Suite gedachten sechs Miniaturen, deren Titel auf antike Inschriften zurückgehen. Das Duo zauberte hier mit delikater Pianokultur faszinierendes impressionistisches Flair. Eine in den Ecksätzen spritzige, im Mittelteil an das berühmte B-A-C-H-Motiv erinnernde kurze "Sonatina" von György Ligeti (1923-2006) beendete den ersten Programmteil.

Igor Strawinsky hat bereits im Entstehungsjahr(1913) zu seinem wohl bedeutendsten Orchesterwerk, "Le Sacre du Printemps", eine Fassung für Klavier zu vier Händen komponiert. Zwar vermisste man beim Hören dieser Version die reiche Farbpalette der Orchesterinstrumente, doch wurde in nicht wenigen Passagen die Struktur des auch heute noch als "modern" empfundenen Werkes, das bei der Uraufführung einen ausgewachsenen Skandal auslöste, deutlicher. Das exzellente Piano Duo meisterte die immensen, auch physischen Schwierigkeiten mit Bravour und wurde am Schluss begeistert gefeiert.

Zwei kurze Walzer von Wolfgang Riehm gab es zum Dank.

(NGZ)
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