Neuss Klassischer Deutsch-Rock von Extrabreit

Neuss · In den 1980er Jahren gehört die Band Extrabreit zu den Großen in der deutschen Musikszene. Wie die "Väter des deutschen Pop-Punks" immer noch für Stimmung sorgen, zeigte ihr Konzert im Partytur am Lindenplatz.

 Eine Setliste voller Klassiker brachten die Musiker von Extrabreit mit nach Neuss.

Eine Setliste voller Klassiker brachten die Musiker von Extrabreit mit nach Neuss.

Foto: Andreas Woitschützke

Es ist schwer, einen Text über diese Band zu beginnen, ohne dabei gedanklich in der Zeit zurückzureisen. Genau genommen in eine Zeit, als Deutschlands Teenager noch die "Bravo" lasen, in die "Disco" anstatt in den "Club" gingen und das Fernsehprogramm aus drei Sendern bestand. In jener Zeit heimste diese Band zwei Goldene Schallplatten ein. Mit "3-Minuten-Gitarrenhymnen" und "rotzig-subversiven Texten", wie es in der Ankündigung für das Konzert heißt.

"Extrabreit - seit 1978" (um letzte Unklarheiten zu beseitigen), hatten "die Väter des deutschen Pop-Punks" auf eine großes blaues Stoffbanner geschrieben und hinter die Bühne gehängt. Über den Köpfen der Zuschauer blitzte eine Discokugel. Schöner Zufall.

Was die Besucher im Partytur dann zu hören bekamen, waren gut zwei Stunden eingängiger Gitarren-Punkrock. Ein klassischer Sound, der mittels Marshall-Verstärker ins Publikum befördert wurde; eine klassische Besetzung mit Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, Gesang; und schließlich eine Setliste voller Klassiker, auf der sich Hit an Hit reihte.

Beispiele? Als erstes Highlight des Abends: "Polizisten". Lars Larsson (jüngstes Bandmitglied, Geburtsjahr 1974) setzte mit einer hypnotischen Basslinie an, auf der sich die Gitarristen Bubi Hönig und Stefan Kleinkrieg gemütlich mit ihren Riffs breit machen konnten. Schlagzeuger Rolf Möller - schwarzes Muskelshirt, blaue Handschuhe, breites Grinsen - drosch dazu wie mechanisch auf sein Drumkit ein.

An der Front groovte und tänzelte Kai Havaii in schwarzer Hose, schwarzem T-Shirt und weißen Turnschuhen. Zwar ist das schwarze Haar längst einer Glatze gewichen, leichtfüßig kommt der Extrabreit-Sänger noch immer daher.

Es folgten im Laufe des Abends: "Hart wie Marmelade", "Für mich soll's rote Rosen regnen", "Flieger, grüß mir die Sonne" und, wie könnte es anders sein: "Hurra, hurra, die Schule brennt". So präsent sind diese Songs im kollektiven Gedächtnis - und sei es von zahllosen 80er Jahre Partys -, dass dieser Abend zu einem Treffen mit lange nicht gesehenen Freunden wurde. Die Stimmungskurve verlief im Minuten-Takt exponentiell nach oben. Stufe 1: Zunehmende Bewegung im Publikum. Stufe 2: Euphorisches Grinsen in den Gesichtern. Stufe 3: In die Höhe gereckte Arme, laute Zugabe-Rufe.

Am Ende sprangen dann ein paar aufgekratzte Fans erst auf, und dann von der Bühne ins Publikum. Es entwickelte sich in den vorderen Reihen sogar ein Pogo, der einen Biertisch bedenklich ins Wanken brachte.

Sind "Extrabreit" noch laut, wild und subversiv? Zu deren Hochzeit hatte Ministerpräsident Franz-Josef-Strauß die Combo für den Bayrischem Rundfunk verboten. Die ganz harten Kanten mögen Alter und Lebenserfahrung abgeschliffen haben. Es wäre aber unfair zu sagen, dass die Band zum alten Eisen gehörte. Sie hat allenfalls ein wenig Patina angesetzt.

(NGZ)
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