Neuss feiert Gesundheitsprojekt „Klang meines Körpers“ hilft Jugendlichen

Neuss · Das Präventionsprojekt nimmt Essstörungen und den Umgang damit in den Blick. Es geht aber auch um Themen wie Einsamkeit, Mobbing, Perfektionismus und den Druck durch die sozialen Medien. Jetzt feiert das Format Geburtstag.

 Stephanie Lahusen (l.) entwickelte die Idee zu „Klang meines Körpers“, sie sie mit Andrea Groß-Reuter und Caritas-Direktor Norbert Kallen vorstellte.

Stephanie Lahusen (l.) entwickelte die Idee zu „Klang meines Körpers“, sie sie mit Andrea Groß-Reuter und Caritas-Direktor Norbert Kallen vorstellte.

Foto: Andreas Woitschützke

Kreativ und kontinuierlich, flexibel und fortschrittlich, multimedial und interaktiv – all’ diese Kriterien erfüllt das Ausstellungsprojekt „Klang meines Körpers“ zur Prävention von Essstörungen. Zehn Jahre ist es her, dass das Projekt der Musiktherapeutin Stephanie Lahusen erstmals in Nordrhein-Westfalen – seinerzeit in Dormagen – gestartet wurde. Am Dienstag wurde das zehnjährige Bestehen in der Fachambulanz der Caritas Sozialdienste im Rahmen eines Werkstatt-Tages gefeiert. Denn nach den Grußworten nahmen die rund 60 Sozialarbeiter, Pädagogen und Ernährungsberater an verschiedenen Workshops zum Thema „Essstörungen und Kreativität“ teil.

Dass ein präventives Gesundheitsprojekt – zudem mit einem kreativen Ansatz – so lange funktioniert, ist keine Selbstverständlichkeit. Als Erfolgsgeschichte bezeichnete Tim Gerold, Unternehmensbereichsleiter der AOK Rheinland/Hamburg, daher das Projekt. Knapp 55.000 Jugendliche haben bislang interaktiv mit der Ausstellung gearbeitet, über 650 pädagogische Fachkräfte wurden in 57 Seminaren zu Multiplikatoren geschult. „Schon vor zehn Jahren hat uns als AOK Rheinland/Hamburg überzeugt, wie berührend und dennoch leicht die Ausstellung über die ganz persönlichen Geschichten das nicht ganz einfache Thema Essstörungen innerhalb der Schule kommunizierbar macht“, so Gerold.

Katherina Franke, Schülerin am Marienberg-Gymnasium, die am Dienstag die Veranstaltung moderierte, hatte als Siebtklässlerin an dem Ausstellungsprojekt teilgenommen. „Es geht nicht nur um Themen wie Models und Diäten“, sagte sie, „sondern vielmehr um Einsamkeit, Mobbing, Perfektionismus und den Druck durch die sozialen Medien.“

Der partizipative Ansatz des Projekts, bei dem Schüler, Eltern und Lehrer aktiv einbezogen werden, sei seinerzeit ein neuer Gedanke im Hilfesystem gewesen, erklärte Maria Spahn von der Landesfachstelle Essstörungen NRW. Als Stephanie Lahusen, die diese Ausstellung 2007 im bayerischen Bamberg mit fünf betroffenen Mädchen entwickelt hatte, nach NRW kam und Unterstützung dafür suchte, musste sie zunächst Überzeugungsarbeit leisten und Partner finden. Mittlerweile ist die Ausstellung vervielfältigt und in vielen Orten der gesamten Bundesrepublik gezeigt worden.

„Es ist keine Ausstellung, die wie ein Zirkus herumreist“, erklärte Spahn. „Verpflichtend sind Verbindungen zu Hilfen vor Ort, zudem müssen die Fachkräfte für die Arbeit mit der Ausstellung geschult werden.“ An diesem hohen Anspruch werde nach wie vor festgehalten. „Das ist keine Selbstverständlichkeit. Schließlich müssen Lehrer für die Schulungen freigestellt werden.“

Der Verein „Werkstatt Lebenshunger“ mit Sitz in Düsseldorf stellt die inzwischen prämierte Ausstellung für den Einsatz in Schulen, Jugendeinrichtungen oder Kliniken zur Verfügung.

Seit 2015 ist Vera Geisel, Ehefrau des Düsseldorfer Oberbürgermeisters, Schirmherrin des Projekts und kam deshalb am Dienstag auch zur Caritas nach Neuss. „Die Ausstellung gibt jungen Leuten eine Stimme – nicht nur jenen mit Essstörungen“,  stellte sie mit Nachdruck fest fest. Insbesondere der kreative Ansatz des Projekts sei besonders wichtig, betonte Geisel. „Denn heutzutage haben junge Menschen viel zu wenig Zeit für Kreativität.“

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