Neuss Kirche wirbt um Mitglieder

Neuss · Die evangelische Kirche in Neuss verliert mehr Mitglieder, als sie hinzugewinnt. Um ehemalige Mitglieder zurückzugewinnen, öffnet die Kirche regelmäßig ihre Türen. 29 Ehemalige traten im vergangenen Jahr wieder ein.

 Pfarrer Franz Dohmes mit Ellen Jüngling, Sohn Cosmo und Ellen Stark vor dem Martin Luther Haus.

Pfarrer Franz Dohmes mit Ellen Jüngling, Sohn Cosmo und Ellen Stark vor dem Martin Luther Haus.

Foto: Lothar Berns

Rund 150 000 Menschen verlassen jährlich die evangelische Kirche. Aus Enttäuschung, Gleichgültigkeit oder einfach, um die Kirchensteuer zu sparen. Die evangelische Kirche in Neuss hat derzeit rund 32 157 Mitglieder. 193 Gemeindemitglieder traten 2011 aus der evangelischen Kirche in Neuss aus. 2010 erklärten 209 Protestanten ihren Austritt. Im Jahr 2001 waren es 254 Protestanten, die der evangelischen Kirche in Neuss den Rücken kehrten.

"Die Austrittswelle ist abgeebbt. Aber jeder einzelne Austritt tut weh", sagt Franz Dohmes, seit 1985 Gemeindepfarrer der evangelischen Christuskirchengemeinde in Neuss. Durch die sinkenden Kirchensteuereinnahmen müssten kirchliche Einrichtungen wie Kindergärten geschlossen, Stellen reduziert oder gestrichen werden. Laut einer Studie wird die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche bis zum Jahr 2030 um ein Drittel schrumpfen.

Doch es gibt auch positive Signale in Neuss: Im Jahr 2011 konnte die evangelische Kirche insgesamt 29 verlorene Mitglieder zurückzugewinnen. 2010 wurden 32 Wiedereintritte verzeichnet, im Jahr 2009 traten 24 Protestanten nach einem Austritt wieder in die Kirche ein.

"Die Gründe für den Wiedereintritt sind unterschiedlich. "Manche sagen offen, dass sie kirchlich heiraten wollen. Für andere ist es die Geburt ihre Kindes", sagt Franz Dohmes. Ellen Jüngling ist vor einem Jahr wieder in die evangelische Kirche eingetreten, nachdem sie der Kirche vor fünf Jahren den Rücken gekehrt hatte. "Ausschlaggebend für Wiedereintritt war die Geburt meines Sohnes Cosmo", sagt die 35-jährige Key-Account-Managerin. "Cosmo soll in der Gemeinde groß werden, damit er sich später entscheiden kann, ob er der Kirche angehören möchte oder nicht."

Auch Ellen Stark ist vor zwei Jahren wieder in die evangelische Kirche eingetreten, nachdem sie 30 Jahre lang ohne Konfession lebte. "Ich habe die Gemeinschaft vermisst. Man braucht andere Menschen, um sich wohlzufühlen", sagt die 71-Jährige. Krabbel-, Kinder- und Jugendgottesdienste: Die evangelische Kirchengemeinde in Neuss tut einiges, um für ihre Mitglieder attraktiv zu bleiben. "Gerade die Konfirmandenarbeit ist wichtig fürs gemeindliche Leben und den Glauben", sagt Franz Dohmes. Einmal im Monat öffnet die Christuskirche für Besucher ihre Türen – ein weiteres Angebot, um neue Mitglieder zu gewinnen oder verlorene Mitglieder zurückzugewinnen. "Viele Neusser nutzen die Gelegenheit vorbeizukommen", sagt Dohmes. Für Neu-Neusser veranstaltet die Kirche dreimal jährlich ein Begrüßungsfrühstück.

Franz Dohmes betont, dass die Kirche eine einladende Haltung einnehmen muss. "Die Kirche muss als Kirche erkennbar sein, das Evangelium von Jesus Christus verkünden." Ilka Werner, Pfarrerin und Lehrerin am Berufskolleg sagt: "Junge Menschen verstehen kirchliche Begriffe nicht. Wir müssen klassische Werte wie Sünde und Erlösung in die heutige Zeit übersetzen."

(NGZ)
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