Neuss Kirche: Jugendarbeit in Gefahr

Neuss · Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann befürchtet, dass die kirchliche Jugendarbeit in Neuss mit der Schließung des "Hauses der Jugend" ausgebootet werden soll und wirft der Stadt Verletzung des Subsidiaritätsprinzips vor.

 Die Skateranlage ist eines der Angebote im Jugendzentrum Greyhound am Hafenbecken I. Das Konzept soll erweitert werden.

Die Skateranlage ist eines der Angebote im Jugendzentrum Greyhound am Hafenbecken I. Das Konzept soll erweitert werden.

Foto: woi/Archiv

Die Diskussion um eine mögliche Schließung des Hauses der Jugend und die konzeptionelle Fusion mit dem Jugendzentrum Greyhound am Hafenbecken I bekommt eine neue Dimension. Kreisdechant Msgr. Guido Assmann, Oberpfarrer an St. Quirin, wendet sich in ungewöhnlich scharfer Form gegen die Absichten von Jugend- und Sozialdezernent Stefan Hahn, das Haus der Jugend am Hamtorwall im Herzen der Stadt aufzugeben.

Als Vorsitzender des "Vereins offene Tür", Träger der seit 40 Jahren bestehenden Jugendeinrichtung, sieht Assmann die kirchliche Komponente der Neusser Jugendarbeit ausgebootet. Assmann: "Es besteht ein gesetzlicher Auftrag für die Stadt Neuss, ein offenes Jugendangebot vorzuhalten. Die katholische Kirche hat bisher die Stadt Neuss bei der Erfüllung dieses Auftrags unterstützt, indem sie für die Stadt kostenlos ein Gebäude finanziert und unterhalten hat."

Dabei sei stets der christliche Auftrag der Hilfe für die Jugend entscheidend gewesen. Die Kirche habe bewusst darauf verzichtet, dort plakativ für sich zu werben, um ein möglichst breites Spektrum Jugendlicher anzusprechen.

Das Haus stand früher im Eigentum der Kirchengemeinde St. Quirin, wurde dann auf den Verein übertragen. "Und das mit der klaren Zweckbindung für die Jugendarbeit", sagt Vorstandsmitglied Heiner Kaumanns. Werde mit diesem Zweck gebrochen, so falle das wertvolle Grundstück mit dem 650 Quadratmeter-Haus an St. Quirin zurück — allerdings wieder mit der Maßgabe, es möglichst für die Jugendarbeit zu nutzen.

Doch warum will die Stadt auf ein solches Geschenk wie das Haus, das keinen Cent kostet, verzichten? Stefan Hahn: "Es geht nicht in erster Linie um einzelne Häuser. Wir wollen im Konsens eine perspektivische Lösung für die Jugendarbeit in Neuss. Die bisherigen Gespräche dazu waren konstruktiv."

Er könne sich eine Zusammenarbeit zwischen dem kirchlichen Haus und dem städtischen Greyhound vorstellen. Das allerdings lehnt der Oberpfarrer ab: "Finanziell wird sich die katholische Kirche an einem möglicherweise geplanten Ausbau des Café Greyhound nicht beteiligen." Er weist auf das gesetzliche Subsidiaritätsprinzip hin: "Bei einer Abwägung, welche Einrichtung fortbestehen soll, ist der Jugendarbeit des freien Trägers Vorrang vor der Jugendarbeit eigener Einrichtungen einzuräumen."

Der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses und des Diözesanrates des Erzbistums Köln, Thomas Nickel, will zunächst die politische Diskussion abwarten und dann abwägen. Er könnte sich im Zuge der Sparmaßnahmen die Zusammenarbeit von Jugendzentren vorstellen. Und er wirft die Frage auf, ob die Kirche das Haus in bester Lage nicht besser nutzen könne.

(NGZ)
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