Neuss "Kirche für Einsteiger" will nicht langweilig sein

Neuss · Mit dem Konzept "Chaos-Kirche" erreichen die Apostel-Gemeinden im Neusser Süden Familien, die normalerweise nicht in die Kirche gehen.

 Was wie ein Familientreffen vor der St.-Peter-Kirche aussieht, ist ein neues Modell für Familien, Kirche zwanglos kennenlernen zu können.

Was wie ein Familientreffen vor der St.-Peter-Kirche aussieht, ist ein neues Modell für Familien, Kirche zwanglos kennenlernen zu können.

Foto: woi

Auf dem Vorplatz der St.-Peter-Kirche in Rosellen stehen einladend gedeckte Tische, über die Mauer des Pfarrgartens fliegen schillernde Seifenblasen. Kinderlachen und Stimmengewirr schallen aus dem Garten herüber. Dort spielen und basteln rund 100 Kinder, Eltern und Erzieherinnen unter den schattigen Bäumen. Bei der "Chaos-Kirche" im Seelsorgebereich "Neusser Süden" dreht sich alles um das Thema "Die Symbole Feuer und Wasser in der Bibel".

So fertigen die Kinder Windlichter an und malen Meeresbilder. Marli (4) aus Rosellen hat ihre Fingerspitze in Wasserfarbe getunkt und dann mehrmals auf ein weißes Papier gedrückt. Die ovalen Abdrücke sollen Fischkörper darstellen. Nun zeichnet sie mit einem Filzstift noch rosafarbene Flossen drumherum. Daniel (4) aus Rosellerheide zeigt stolz eine Qualle, die er aus Eierkarton und Wollfäden gebastelt hat. Seiner Mutter Vanessa Odenthal gefällt das neue Angebot für Familien, zu dem das Katholische Familienzentrum Norf/Rosellen künftig dreimal im Jahr einladen will: "Die Idee ist grandios. Familien können Zeit miteinander verbringen, und das Ganze geht mal weg von der typischen Kinderkirche."

Auch Marlis Mutter Dani Tisken, die zum Organisationsteam gehört, ist begeistert: "Die Angebote hier sprechen die Kinder sehr an, und Familien werden wieder mehr an kirchliche Themen herangeführt."

Das Organisationsteam ist an weißen Schürzen zu erkennen, bedruckt mit dem eigens für die Chaos-Kirche kreierten Logo: "Die Ränder des Logos sind nach außen offen - genauso wie unser neues Angebot für Familien", erklärt Pastoralreferent Markus Rischen, der das Konzept entwickelt hat. Sein Ziel ist es, auch Familien anzusprechen, "die normalerweise nicht in die Kirche kommen".

Nach der Begrüßung und Einführung ins Thema steht jeweils eine kreative Phase mit Spielen und Bastelangeboten auf dem Programm, danach gibt es einen kurzen Gottesdienst in der Kirche, und zum Abschluss wird gemeinsam gegessen. Das Vorbild zu dieser "Kirche für Einsteiger" in fröhlicher, zwangloser Atmosphäre fand Rischen in England, wo die "Messy Church" bereits sehr verbreitet sei.

Auch die Geschichten-Tasche oder "Story Bag", die der Pastoralreferent in der Hand hält, kommt aus England. Sie ändert je nach Faltung die Farbe oder den Aufdruck und stellt die Geschichte von Noah und seiner Arche dar - braun für das Holz des Schiffes, silbern für den 40-tägigen Regen, bunt wie ein Regenbogen für den Wetterwechsel und mit Blumen bedruckt als Zeichen dafür, dass die von Noah ausgesandte Taube Land gefunden hat. Stefanie Krings aus Norf, Mutter von Jonas (5) und Celina (7) lobt diese kindgerechte Aufbereitung religiöser Themen: "Die Kinder speichern schon früh ab, dass Kirche nicht langweilig ist. Sie verbinden direkt etwas Positives damit." Krings gehört ebenfalls zum Organisationsteam. Die Mütter und Väter haben Bastelsachen und Geschirr eingekauft, Tische und Sitzbänke aufgebaut und mehrere Grills angeheizt, auf denen zum gemeinsamen Mittagessen dann Würstchen brutzeln.

(NGZ)
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