Neuss Kinderoper mit starken Bildern

Neuss · Mit einem Großaufgebot an Darstellern und Musiker haben Alte Post und Musikschule Detlev Glanerts Kinder- und Erwachsenenoper "Die drei Rätsel" einstudiert. Die Inszenierung überzeugt, die Geschichte dagegen nicht.

 Mit souveräner Leichtigkeit: Gereon Breuer als Lasso und Inken Loose als Prinzessin Scharada in der Oper "Die drei Rätsel" im Globe.

Mit souveräner Leichtigkeit: Gereon Breuer als Lasso und Inken Loose als Prinzessin Scharada in der Oper "Die drei Rätsel" im Globe.

Foto: Hanne Brandt

Aufbruch aus dem Elternhaus, gefährliche Abenteuer in einem finsteren Wald und schließlich die rsikante Werbung um die Hand einer ziemlich zickigen Prinzessin: Gleich drei Prüfungen muss Lasso, Hauptfigur in Detlev Glanerts Oper "Die drei Rätsel", zu seiner Initiation bestehen, und alle haben es in sich.

Mit einem Großaufgebot an Musikern und Sängern, Kindern und Erwachsenen, stellten Alte Post und Musikschule gemeinsam Glanerts Oper auf die Bühne des Globe, deren begrenzter Raum eine große logistische Herausforderung für das vielköpfige Unternehmen war.

Ein inneres Abenteuer

Souverän und erfindungsreich aber meisterten Hans Ennen als Regisseur und Reinhard Knoll als Musikalischer Leiter nicht nur diese Aufgabe, sondern auch noch eine ganze Handvoll weiterer: Die Reduzierung von Glanerts großem Orchester auf eine Ensemblegröße, die in das Parkett des Globe passt, ist Reinhard Knoll dabei vortrefflich gelungen.

Gemeinsam mit den konzentrierten und virtuosen jungen Musikern seiner Schule gelang ihm eine wunderbar narrative Instrumentierung, die mal sensibel, mal temporeich, verträumt oder zögernd, dramatisch oder spannungsgeladen die Geschichte von Lassos Aufbruch ins Glück erzählte.

Einfach fabelhafte junge Darsteller haben Ennen und Knoll gemeinsam für die Inszenierung gewonnen. Und so war es ein Genuss, den spielfreudigen und stimmlich sehr sicheren Gereon Breuer als Lasso zu hören und zu sehen. Aber auch Inken Loose als Prinzessin Scharada, Sara Wißkirchen als Lassos Mutter, Freya Grothe als düstere Frau Knochen und all die anderen Sänger und Darsteller meisterten die teilweise wenig eingängigen Melodien mit souveräner Leichtigkeit.

Minimalistisch und deshalb umso ausdrucksstärker hat Klaus Richter ein Bühnenbild geschaffen, das das Geschehen in einen riesigen, sehr kindlich und schematisch gestalteten Schädel verlegt und so schlicht wie markant das äußere Geschehen als inneres Abenteuer zeigt.

Starke und eindringliche Bilder gelingen dieser Inszenierung ohnehin immer wieder, etwa wenn Scharadas gesamter Hofstaat auftritt, um die Rätsel zu beantworten, mit denen Lasso die Prinzessin umwirbt, oder wenn Lassos Freund Galgenvogel den Protagonisten in einem Sarg übers Wasser in eine gefährliche Zukunft zieht.

Schwach an dem Gesamtprojekt und in vielen Stellen wenig überzeugend ist allerdings die Geschichte, die Glanert in seiner Oper erzählt: So wenig nachvollziehbar die Motive von Lassos Mutter sind, die ihren Sohn zu vergiften sucht, damit er nicht ins Leben aufbricht, so wenig plausibel erscheint auch die Absicht von Scharadas Hof, Lasso zu töten, damit alles bleibt, wie es ist.

Insgesamt etwas kraus und krude ist Glanerts Geschichte, die im Aufbruch des Liebespaars in einem weißen Segelboot auch noch denkbar klischeehaft endet. Dennoch ein erlebnis- und genussreicher Abend, der wunderbare junge Darsteller und Musiker präsentiert.

(ckann)
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