Corona im Rhein-Kreis Kinderärztin hat Test-Vergabe im Blick

Rhein-Kreis · Für die Leiterin des kinder- und jugendärztlichen Dienstes, Barbara Albrecht, hat sich in der Krise ihr Job verändert.

Kurz vor dem Einschlafen gilt ihr letzter Gedanke dem Coronavirus, wenn sie aufwacht, ist es ihr erster. Für Barbara Albrecht hat sich ihr Job beim Rhein-Kreis Neuss in der Corona-Krise grundlegend verändert. Denn die 49 Jahre alte Neusserin, die seit 2008 beim Rhein-Kreis arbeitet und dort seit 2017 den kinder- und jugendärztlichen Dienst leitet, ist nun Chefin eines zwölfköpfigen Ärzteteams. Das ist zum einem dafür verantwortlich, die Corona-Testtermine in den beiden Testzentren in Neuss und Grevenbroich zu vergeben, dann aber auch dafür, die Laborergebnisse genau im Blick zu halten, um bei positivem Ergebnis umgehend die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen.

 Barbara Albrecht koordiniert mit ihrem Team beim Rhein-Kreis die Termine für die Corona-Tests.

Barbara Albrecht koordiniert mit ihrem Team beim Rhein-Kreis die Termine für die Corona-Tests.

Foto: Dieter Staniek

„Als nach Karneval klar war, dass es nun auch bei uns richtig losgehen würde mit den Infizierungen, war schnell entschieden, dass wir ein Team bilden müssen, dass über die Testtermine entscheidet und wenn notwendig, Quarantänen verhängt“, sagt die Medizinerin. Ihre eigentliche Arbeit, nämlich die Untersuchungen von künftigen Erstklässlern und Kita-Kindern mit besonderem Förderbedarf als Face-to-Face-Beratung musste ausgesetzt werden. Denn diese Untersuchungen dauern in der Regel mindestens 20 Minuten und die Patienten sitzen im Wartebereich eng beieinander.

Zum Team gehören nicht nur Kollegen aus ihrem Bereich, auch Mediziner vom zahnärztlichen Dienst des Rhein-Kreises sind dabei. Denn auch die können momentan nicht ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen. Und die üblichen Arbeitszeiten sind in dieser besonderen Situation außer Kraft gesetzt. „Jeder von uns arbeitet sechs Tage die Woche“, erzählt Albrecht. Doch auch an ihrem freien Tag hat sie die Laborergebnisse, die täglich aus einem Kölner Labor übermittelt werden, im Blick. Außerdem bedient das Team eine extra eingerichtete Ärzte-Hotline für die niedergelassenen Ärzte, damit die bei Fragen schnell einen kompetenten Ansprechpartner haben. Waren es bis jetzt 25 Testungen im Grevenbroicher Zentrum pro Tag und 650 in der Woche im Neusser, soll die Zahl ab Montag auf 1300 pro Woche erhöht werden. Sofort unter Quarantäne kommen natürlich Personen mit einem positivem Testergebnis und deren Kontaktpersonen. Und die festzustellen, ist nicht immer einfach. Denn, so Barbara Albrecht, es müsse auch genau nachgefragt werden, wie lange und wie nah der Kontakt war. Darum kümmern sich dann die Mitarbeiter des Ermittlerteams. Schwierig sei es mitunter, den Menschen, die sich über die Hotline des Rhein-Kreises melden und um einen Test bitten, nach dem Gespräch klar zu machen, dass aktuell für sie keine Notwendigkeit bestehe, getestet zu werden, erklärt die Ärztin.

Denn getestet werde nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Und zwar dann, wenn die Betroffenen typische Symptome aufweisen und Kontakt zu einer nachweislich infizierten Person hatten oder aber Symptome haben und zu einer Risikogruppe gehören“, teilt Barbara Albrecht mit. Dabei richtet sich das Ärzteteam streng nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts.

Doch das Ärzteteam arbeitet nicht nur am Telefon und kontrolliert Laborergebnisse, die in der Regel 24 Stunden nach dem Test vorliegen, sondern ist auch selbst unterwegs, um Tests zu machen, so in Altenheimen und anderen Einrichtungen. „Das sind besondere Fälle. Da müssen wir rausfahren. Schließlich können wir Heimbewohner und Pflegepersonal oder das Team einer Arztpraxis nicht mal eben in eins unserer Testzentren schicken“, sagt die Fachärztin. Dabei stellt sie fest und so ist auch der Eindruck der niedergelassenen Ärzte, die abwechselnd stundenweise in den Teststellen arbeiten, dass die Menschen in der Regel besonnen und auch dankbar reagieren.

„Meine Kollegen und ich sitzen hier in einer internen Corona-Glocke und informieren uns aber auch stets, wie es weltweit aussieht“, so Albrecht, die an ihrem freien Tag bei Spaziergängen mit ihrem Hund am Rhein und bei Spielen mit ihren fast erwachsenen Kindern versucht, kurzzeitig ein wenig abzuschalten.

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