Neuss Kinder konkurrieren um Kita-Plätze in Neuss

Neuss · Der Ausbau der Plätze für Unterdreijährige hat Schattenseiten: Ältere Kinder haben bei der Platzvergabe ein Nachsehen, kritisieren Eltern.

 Bekommt keinen Kita-Platz: Jonas (vorne) mit seinen Eltern Daniela und Alfred Berg sowie Bruder Julian.

Bekommt keinen Kita-Platz: Jonas (vorne) mit seinen Eltern Daniela und Alfred Berg sowie Bruder Julian.

Foto: woi

Familie Berg hat eigentlich alles richtig gemacht: Sohn Jonas, der im Juli seinen zweiten Geburtstag feiert, soll 2014 in den Kindergarten gehen. Also meldete ihn Mutter Daniela in der Nordstadt-Kita Christ-König an, mit langem Vorlauf, um auf Nummer sicher zu gehen. "Eine mündliche Zusage hatte ich bereits", sagt Daniela Berg. Doch die wurde zurückgezogen. Der Grund: Wenn Julian in zwei Jahren als Dreijähriger in die Kita kommt, sind die Plätze bereits belegt — von jüngeren Kindern, denn die Kindertagesstätte treibt den Ausbau der Kita-Plätze für Unterdreijährige (U3) voran. "Und für die älteren fehlen die Plätze", klagt die Mutter.

Neuss: Kinder konkurrieren um Kita-Plätze in Neuss
Foto: stadt

Dieser Konkurrenzkampf zwischen "kleinen" und "großen" Kindern ist nicht nur in der Nordstadt ein Problem. Zwar haben bald beide Altersgruppen einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, doch bislang war es so, dass U3-Plätze auch mit älteren Kindern belegt wurden. Dazu war die Stadt sogar verpflichtet, schließlich gilt erst ab diesem August der Rechtsanspruch für alle U3-Kinder. Mit Beginn dieses neuen Anspruchs besteht die Landesregierung nun aber darauf, dass die von ihr geförderten U3-Plätze auch mit Kindern belegt werden, die zu dieser Altersstufe gehören.

"Und das bringt uns in Bedrängnis", sagt Cornelia von Gehlen, Geschäftsführerin der Lebenshilfe. Der Verein, Träger von fünf Neusser Kindertagesstätten, hat in allen seinen Kitas lange Wartelisten. "Bislang war es so, dass jüngere Kinder ihren U3-Platz auch weiter belegen durften, wenn sie älter wurden ", erläutert von Gehlen. Dies aber werde künftig untersagt. In der Praxis heißt das entweder, dass die Kinder innerhalb der Kita die Gruppe wechseln müssen, oder dass sie schlimmstenfalls den Kita-Platz verlieren — "und das kann keiner wollen", sagt von Gehlen, die daher in Kontakt mit dem Neusser Jugendamt steht, ebenso wie mit anderen Neusser Einrichtungen.

So ist für morgen ein Treffen bei der Verwaltung geplant, an dem unter anderem die Träger der katholischen Kitas aus Reuschenberg und Holzheim sowie das Diakoniewerk Neuss-Süd teilnehmen. Denn die Träger fürchten, dass U3-Plätze nicht belegt werden, älteren Kindern aber dennoch abgesagt werden muss. "Gerade in den Vororten gibt es mehr Ü3 als U3-Kinder, sagt Gudrun Erlinghagen vom Diakoniewerk Neuss-Süd.

Sozialdezernent Stefan Hahn versucht, die Situation zu befrieden — oberstes Ziel: Damit keine Fördergelder zurückgezahlt werden müssen, sollen die Kitas regelkonform handeln. "Um Probleme bei der Platzvergabe kümmert sich das Jugendamt", sagt Hahn, der aber auch betont, nicht jedes Kind könne seine "Wunsch-Kita" bekommen. Bei Eltern wie der Familie Berg löst das Enttäuschung aus. "Der Kita-Ausbau läuft schief", sagt Daniela Berg. "Beim Kita-Ausbau wurden die älteren Kinder vernachlässigt."

(NGZ/rl)
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