Neuss Kinder bauen Stadt aus Sand und Lehm

Neuss · Zum dritten Mal haben Förderverein und Alte Post den Workshop "Wunschstadt" angeboten – und sind von der großen Nachfrage regelrecht überrannt worden. Bis heute Mittag kann man das Ergebnis an der Neustraße noch sehen.

 Heribert Münch (2.v.r) und Sibyll Rautenberg (3.v.r.) lassen sich von den Kindern wie Noah (r.) zeigen, wie sie den Marktplatz gestaltet haben. Der hat einen Brunnen, viele Buden und Geschäfte, und die Kirche fehlt auch nicht.

Heribert Münch (2.v.r) und Sibyll Rautenberg (3.v.r.) lassen sich von den Kindern wie Noah (r.) zeigen, wie sie den Marktplatz gestaltet haben. Der hat einen Brunnen, viele Buden und Geschäfte, und die Kirche fehlt auch nicht.

Foto: Andreas Woitschützke

Zum dritten Mal haben Förderverein und Alte Post den Workshop "Wunschstadt" angeboten — und sind von der großen Nachfrage regelrecht überrannt worden. Bis heute Mittag kann man das Ergebnis an der Neustraße noch sehen.

So also sieht die Wunschstadt von Acht- bis Zwölfjährigen heute aus. Eine Seilbahn führt auf einen Berg, eine Gondel ist gerade auf dem Weg rauf oder runter. Auf einer großen Wasserfläche am Fuß des Berges tummeln sich Flöße in unterschiedlicher Grüße. Ein Marktplatz unweit einer Kirche mit Turm, Kreuz und Uhr bietet alles an Waren, was man im Leben so braucht — von Wurst und Brot bis hin zu Körben, um alles nach Hause zu transportieren. Ein Zoo präsentiert balljonglierende Seehunde, Krokodile und Schildkröten, eine Bibliothek gibt es, einen Bauernhof auch und der Flughafen fehlt ebenfalls nicht — inklusive diverser Maschinen am Boden. Sand, Lehm, Blätter von umliegenden Büschen, kleine Tannenzweige und Stöckchen — verbaut wurde nur Naturmaterial. Na ja, fast nur: Der kleine knatschrote Plastikdrache auf einem Dach hat sich bestimmt nur verirrt...

Die Architekten dieser in vielen kleinen Details so liebevoll gebauten Stadtlandschaft heißen Tabea (10), Jacob (7), Noah (12), Chiara (9), Mara (10), Clara (9) oder Hannah (11), und sie gehören zu den 30 Kindern, die ein Woche lang auf dem Vorplatz vor der Alten Post in einem riesigen Sandkasten gebaut haben, was sie zuvor diskutiert und überlegt haben. Zum dritten Mal haben die Freunde und Förderer der Alten Post den Ferienworkshop "Wunschstadt" angeboten — "und wir hätten ihn dieses Mal auch gleich zweimal machen können", sagt Klaus Richter, an der Alten Post für bildende Kunst zuständig.

Angefangen hat es mal mit 15 Teilnehmern — jetzt waren mehr als 60 Kinder angemeldet worden. Aber bei 30 ist einfach Schluss, sagen auch die beiden betreuenden Künstler Heribert Münch und Sibyll Rautenberg, die als Dozenten das Projekt gemeinsam mit der damaligen Vereinsvorsitzenden Hildegard Monßen aus der Taufe gehoben haben. Deren frischgebackener Nachfolger im Amt, Arnulf Fleischer, zeigte sich bei der Besichtigung auch hellauf begeistert: "Es ist einfach toll, wie Kinder auf diese Weise an gestalterische Themen herangeführt werden."

Noah meint das wohl, wenn er ganz anders schildert, wie die Stadt aus Lehm, Sand, Wasser, Blättern (fürs Hausdach) und Tannenzweigen (wie Palmwedel eingesetzt) entstanden ist. "Wir machen fast jeden Tag eine Morgen- und eine Abschlussbesprechung", erzählt er, "überlegen, was wir machen wollen, und dann wird drauf losgebaut." Dass mit dem Drauflosbauen relativierte sich jedoch spätestens nach dem ersten Tag, als die Gebäude mit zu dünn geformten Lehmwänden eingestürzt waren: "Wir mussten erst lernen, mit dem Lehm richtig umzugehen", sagt Noah, der mit seinen Geschwistern Tabea und Jacob zum ersten Mal mitmacht und schon jetzt bedauernd sagt: "Im nächsten Jahr bin ja schon 13, darf dann eigentlich nicht mehr mitmachen." Aber, so setzt er verschmitzt hinzu, er hoffe da auf eine Ausnahme.

Richter, Münch und Rautenberg wissen inzwischen von vielen Familien, dass diese gar ihre Urlaubsplanung nach den "Wunschstadt"-Terminen richten: "Die rufen wirklich vorher bei uns an und fragen nach", sagt Richter.

Wenn das Projekt heute zu Ende geht, werden Noah und seine Geschwister zum ersten Mal erleben, was Hannah schon kennt: das traurige Gefühle, wenn alles abgeräumt wird, was sie zuvor gebaut haben. "Das ist ganz komisch", sagt Hannah, die bereits zum dritten Mal dabei ist und mindestens fünf andere Kinder kennt, die auch schon zum wiederholten Mal mitmachen.

(NGZ)
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