Neuss Kerze entzündet zu jüdischem Lichtfest

Neuss · Auf dem Freithof brennen nun zwei Kerzen an einem großen Leuchter. Acht Tage lang zünden Juden jeden Tag eine Kerze an und feiern damit das Chanukka-Fest. Es erinnert an die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels.

 Rabbiner Chaim Barkahn und Vladislav Korenblum von der jüdischen Gemeide Düsseldorf entzündeten gestern Abend den Chanukka-Leuchter auf dem Freithof.

Rabbiner Chaim Barkahn und Vladislav Korenblum von der jüdischen Gemeide Düsseldorf entzündeten gestern Abend den Chanukka-Leuchter auf dem Freithof.

Foto: Andreas Woitschützke

Der leichte Nieselregen störte die Feier nicht. Vor einigen Dutzend Gästen zündeten Rabbiner Chaim Barkahn und Vladislav Korenblum von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf gestern Abend die zweite Kerze zum Chanukka-Fest - dem jüdischen Fest des Lichtes und des Wunders - auf dem Freithof an. Anschließend wurde in Sichtweite des angestrahlten Quirinusmünsters getanzt.

Bis zum 23. Dezember folgt jeden Tag eine weitere Kerze, insgesamt acht. "Ein wenig Licht vertreibt viel Dunkelheit und soll uns Mut geben für unser tägliches Leben", sagte Bert Römgens von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Neuss. "Die wunderbare Tradition von Chanukka wurde hier in Neuss vor zwölf Jahren aufgegriffen", ergänzte Rabbiner Barkahn. "So können wir noch eine Woche feiern und uns mit guten Taten beschäftigen."

Jörg Geerlings, der stellvertretende Bürgermeister, begrüßte das öffentliche Lichterzünden in der Neusser Innenstadt. "Alle Religionen glauben an einen Gott", sagte er. "Es ist wichtig, das Einende zu betonen, nicht die Unterschiede." Denn es fielen auch nachdenkliche Sätze. "Stetig aufkeimender Antisemitismus, aber auch die latente Gefahr, die von Organisationen wie ,Pegida' ausgeht, symbolisieren für mich das Böse und das Dunkle", sagte Römgens. "Hier sind wir alle gefordert, unsere gesamte Umgebung zu erleuchten." Unter den Gästen waren Schüler der Internationalen Schule in Neuss sowie der Janusz-Korczak-Gesamtschule, außerdem Kreisdechant Monsignore Guido Assmann und - von der jüdischen Gemeinde Düsseldorf - Oded Horowitz.

Mit dem Lichterfest Chanukka erinnern die Juden an den erfolgreichen Aufstand gegen die griechische Fremdherrschaft und an die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels. Im Jahr 165 vor Christus befreiten jüdische Kämpfern ihr Land. Nach dem Sieg über die Besetzer sollte der Tempel neu geweiht werden - traditionell durch das Anzünden des achtarmigen Chanukka-Leuchters.

Jede jüdische Familie besitzt heute einen solchen Leuchter. Seine Kerzen werden nur zu Chanukka entzündet, das dieses Jahr an Heiligabend endet. "Es ist wichtig, dass wir die Chanukka-Kerzen nicht still bei uns zu Hause, sondern öffentlich auf der Straße, zumindest auf der Fensterbank entzünden", erklärte Rabbiner Barkahn.

"Für mich ist es mittlerweile selbstverständlich geworden, in jedem Jahr die Chanukkia hier in Neuss vor dem Zeughaus leuchten zu sehen", sagte Jörg Geerlings. "Welchen schöneren Beweis für das wieder gediehene jüdische Leben in unserer Stadt könnte es geben?" Dass der überdimensionale Kerzenleuchter in direkter Nähe des Münsters stehe, sei "ein weiteres Symbol der Verbundenheit unserer Religionen".

(NGZ)
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