Neuss Kein Platz für Musikernachwuchs

Neuss · Neuss Als "A Virgin's Miscarriage" im Mai vergangenen Jahres den "Rock- und Popförderpreis der Stadt Neuss 2006" in Empfang nehmen durften, ging für die Band ein kleiner Traum in Erfüllung.

 Proberaum im Haus der Jugend

Proberaum im Haus der Jugend

Foto: NGZ

Neuss Als "A Virgin's Miscarriage" im Mai vergangenen Jahres den "Rock- und Popförderpreis der Stadt Neuss 2006" in Empfang nehmen durften, ging für die Band ein kleiner Traum in Erfüllung.

Umjubelt von 400 Fans und Mitmusikern spielten die jungen Grunge-Rocker nicht nur ein großartiges Konzert im Greyhound Pier 1, sondern freuten sich auch über eine kostenlose CD-Aufnahme. Der Haken: Zur Vorbereitung der Aufnahmen hatte die frisch prämierte Band keinen Raum zur Verfügung. "Es ist schwierig in Neuss einen Proberaum zu bekommen", sagte Gitarrist Christoph Hippe (22).

In der Zwischenzeit waren die Träger des "Rock- und Popförderpreises der Stadt Neuss" längst zu Proberaum-Nomaden geworden: Nach Zwischenetappen im heimischen Keller und im Haus der Jugend hatte die Band das Glück, in einem Luftschutzbunker auf dem Gelände der Deutschen Post am Theodor-Heuss-Platz unterzukommen. "Das funktionierte aber auch nur über Beziehungen", stellt Hippe klar. Ähnlich wie "A Virgin's Miscarriage" geht es vielen Musikgruppen in Neuss.

Die drei Möglichkeiten sind bekannt: ein Platz auf den Wartelisten der Jugendzentren, "Vitamin B", oder die Anmietung eines kommerziell betriebenen Proberaums. Derzeit bieten die Lagerhallenkomplexe im Industriegebiet an der Stadtgrenze Düsseldorf-Heerdt die einzigen Probekeller in relativer Nähe zum Neusser Zentrum. Auch diese Räume sind bei rund 300 Euro Miete ständig vergeben und an Wartelisten gebunden, bestätigt auch Christoph Hippe. Bedarf für Proberäume gibt es. Allein Im Online-Bandforum www.neuss-now.de sind 68 Bands aus dem Stadtgebiet gelistet.

Erfolgreiche Konzertreihen wie etwa der "Korschenbroicher Rockmarathon" mit einer Vielzahl jugendlicher Bands untermauern, dass es mindestens ebenso viele ambitionierte Musiker wie "Eintagsfliegen" im Rhein-Kreis Neuss gibt. Was fehlt, sind schallisolierte Räumlichkeiten, in denen Gitarren- und Bassverstärker so weit aufgedreht werden können, dass sie einem Schlagzeug überhaupt Paroli bieten können.

Ein Mangel mit Geschichte: "Das Thema war schon damals ein Dauerbrenner", erinnert sich der ehemalige Stadtjugendpfleger Rudolf Futterer (von 1967-84). Damals habe man überall nach Proberäumen gesucht - Anlaufstellen waren vor allem Jugendeinrichtungen und Kirchengemeinden. Die zahlreichen Luftschutzbunker, in denen während der 1980er-Jahre und in den frühen '90ern rege geprobt wurde, werden heute nicht mehr genutzt.

Deren Ausbau ist in Hinblick auf heutige Vorschriften ohnehin ein teures Vergnügen: Neben der "Trockenlegung" schlägt auch der Akustikbau zu Buche. Eben am Stolperstein Schallisolierung scheiterte der Vorstoß von Michael Klinkicht (Grüne) im Jahr 2003. Die Rohrleitungen in einem Hochbunker an der Adolf-Flecken-Straße hatten die Schallwellen übertragen, weshalb der Ausbau des zehn Räume umfassenden Komplexes von der Stadt eingestellt worden war.

(NGZ)
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