Neuss Kein Kampf gegen Windmühlen

Rhein-Kreis Neuss · Deutsch-niederländische Wirtschaftskontakte: Über Gefahren und Klippen im Personalbereich.

 Die Niederlande ohne Windmühlen — kaum vorstellbar. Wer im wirtschaftlichen Umgang auf Klischees setzt, dürfte aber schnell Schiffbruch erleiden.

Die Niederlande ohne Windmühlen — kaum vorstellbar. Wer im wirtschaftlichen Umgang auf Klischees setzt, dürfte aber schnell Schiffbruch erleiden.

Foto: Dpa

Mal eben nach Holland: "Die räumliche und sprachliche Nähe täuscht zu viel Gemeinsamkeit vor, die kulturell nicht wirklich da ist", sagt Lothar Grünewald (46), geschäftsführender Gesellschafter der 1968 gegründeten Grünewald Consulting GmbH in Düsseldorf. Der Meerbuscher muss es wissen: Ein Schwerpunkt seiner Personal- und Managementberatung dreht sich um Fragen, die sich aus der wirtschaftlichen Verflechtung zwischen Deutschland und den Niederlanden ergeben.

Im Rahmen des "Wirtschaftsforum NRW/NL — Deutsch-niederländische Zusammenarbeit: Gefahren und Klippen im Personalbereich", das kürzlich von der IHK Mittlerer Niederrhein und der Kamer van Koophandel Limburg in Krefeld ausgerichtet wurde, gehörte Grünewald zu den Referenten.

Keine Frage: Der niederländische Markt bietet Chancen. Die Bedeutung als Wirtschaftsmacht des 16 Millionen Einwohner "kleinen" Landes spiegelt sich in der Stellung als Exportnation wider, wobei das Königreich weltweit auf Platz neun rangiert. Unternehmerisches Engagement im Nachbarland liegt da auf der Hand. Auf nach Holland: Da sind Fallstricke und Klippen nicht selten. Der persönliche Kontakt, sagt Grünewald, besitze einen hohen Stellenwert. Sich zu duzen sei üblich, flache Hierarchien seien die Regel. "Was hat er geleistet, was traue ich ihm zu", beschreibt er den Ansatz, der die Stärken der Persönlichkeit des potenziellen Arbeitnehmers betont und nicht vorrangig auf vermeintliche Qualifikation und Zeugnisnoten setzt. Hinzu kommt, dass der Arbeitsmarkt flexibler und damit auch krisenfester sei. Befristete Arbeitsverhältnisse — so häufig sie sind — dürften aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auf der anderen Seite auch einen ausgeprägten Kündigungsschutz gibt.

"Und Niederländer", sagt Grünewald, "denken sehr projektbezogen." Die jeweilige Aufgabe stehe im Mittelpunkt — nicht der Gedanke, den Job auf Lebenszeit behalten zu wollen. Mitarbeiterbindung ergebe sich deshalb auch daraus, wie "fordernd" man Arbeitsbereiche gestalte. "Das müssen deutsche Unternehmen lernen." In Deutschland wiederum hätten sich niederländische Firmen mit extrem komplizierten arbeitsrechtlichen Bestimmungen auseinander zu setzen. Hinzu komme, dass hier erfolgsabhängige Zielgehälter üblich seien. "Das kennt man in Holland weniger." Entsprechend groß sei die arbeitsrechtliche Unterstützung, die bei einer Expansion in Deutschland geleistet werden müsse. Deutsche wiederum sollten sich darauf gefasst machen, dass "fast immer", so Grünewald, nachverhandelt werde. Wer also im ersten Schritt sofort sein Pulver verschießt, könnte schnell das Nachsehen haben.

Info Die IHK Mittlerer Niederrhein und die Kamer van Koophandel bieten Beratertage an. In Einzelgesprächen werden mit den teilnehmenden Unternehmen aus den Niederlanden und Deutschland Fragen zu den Chancen und Risiken eines Engagements im jeweiligen Nachbarmarkt erörtert und konkrete Hilfestellungen gegeben. Nächster Termin bei der IHK in Mönchengladbach ist am Dienstag, 6. Oktober, ab 9 Uhr. Anmeldung erforderlich! Auskunft gibt es bei Wolfram Lasseur, 0 21 31 / 92 68-560.

(RP)
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