Neuss Karnevals-Wagenbauer geraten unter Zeitdruck

Neuss · Verletzungspech sorgte dafür, dass die "Närrische Pudelbande" erst spät starten konnte. Doch zum Glück helfen andere Gesellschaften aus

 Karl-Hans Könen und sein Enkel Patrick Derrez setzen in der Wagenbauhalle den vom Verein beschlossenen Entwurf in die Tat um.

Karl-Hans Könen und sein Enkel Patrick Derrez setzen in der Wagenbauhalle den vom Verein beschlossenen Entwurf in die Tat um.

Foto: A. Woitschützke

Schlagermusik tönt durch die Halle, der Regen trommelt auf das Dach. Karl-Hans Könen stützt sich auf seinen Stock und sucht einen Müllmann aus Styropor. Der 72-Jährige baut den Wagen der Närrischen Pudelbande für den Kappessonntagszug. und hat ein Ziel: Bei der Wagenprämierung durch eine anonym beobachtende Jury will er mit dem Mottowagen der Gesellschaft den ersten Platz erringen. So, wie ihm das schon elf Mal in seinen 40 Jahren als Wagenbauer gelungen ist.

Zum Jubiläum des Karnevalsausschuss (KA), der 4 x 11 Jahre wird, hat sich Könen etwas Besonderes ausgedacht: Wie ein Schützenzug marschieren Straßenreiniger in orangen Jacken in Reih und Glied über den Markt. Vor und hinter ihnen wird aufgeräumt und sauber gemacht. "Das soll zeigen, wie viel die Stadt für die Schützen tut", sagt Könen. Deutlich mehr als für die Karnevalisten — dieser Vorwurf schwingt deutlich mit. Könen weiß, wie er eine Botschaft an den Mann bringt.

Der 72-Jährige ist jeden Tag in der Wagenbauhalle neben dem Theater am Schlachthof. Dort steht der Großteil der etwa 30 Großwagen, die beim Kappessontagszug mitfahren. Acht Wagen werden derzeit komplett neu gebaut. "Das geht im Prinzip schon am Aschermittwoch los", erklärt Könen. Da sammelt er schon Ideen, fertigt Zeichnungen an. Im Juli wird das Motiv dann vom Verein beschlossen. "Wir folgen fast immer den Ideen von Karl-Hans", sagt Ralf Dienel, der nicht nur Chef der Närrischen Pudelbande ist, sondern den Kappeszug für den KA organisiert.

Loslegen können die Wagenbauer aber frühestens im Oktober, weil die Halle zwischen April und Oktober den Fackelbauern des Neusser Jägerkorps gehört. Die Wagen der Karnevalisten werden dann in einer Ecke zusammengeschoben. In diesem Herbst kam bei Könen noch Verletzungspech dazu, sodass er nun in Zeitdruck ist.

Doch er bekommt viel Hilfe von seinem Freund Heinz-Peter Offer, seinem Enkel Patrick Derrez (23) und dessen Freundin Yvonne Rosenbaum (22). Während Könen stolz seine Zeichnungen zeigt, arbeiten seine Helfer ununterbrochen weiter. "Fertig geworden sind wir noch immer. Notfalls arbeiten wir zum Schluss bis in die Nacht", sagt der 72-Jährige.

Im Zweifel würden auch die Wagenbauer anderer Gesellschaften helfen. Die GNKG "Gün Weiß Gelb" und die "Edelreserve" etwa, die im Wettbewerb der Wagenbauer auch immer für einen ersten Platz gut sind und unter dem gleichen Hallendach werkeln. Konkurrenz gebe es trotzdem nicht, sagt Könen. Das bestätigt auch Alfred Heinrichs von "Grün Weiß Gelb". "Es findet sich immer jemand, der einem hilft", sagt er. Auch Verbesserungsvorschläge werden gemacht. "Konkurrenz ist nicht zu spüren", sagt Heinrichs. So komme es auch vor, dass man gegenseitig Materialien verschenkt oder besorgt. "Das ist einfach top", sagt Könen

(NGZ)
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